Bessere Arbeitsbedingungen für Prostituierte auf dem Straßenstrich

Rede der Stadträtin Jorinda Fahringer in der Gemeinderatssitzung vom 19.12.2023 zu TOP 26

Eine Vorbemerkung: Selbstbestimmte, Freiwillige Sexarbeit, sollten wir weder stigmatisieren noch verurteilen, doch leider passiert genau das: Prostitution sei per se menschenverachtend, Prostitution sei per se frauenverachtend – diese Worte fallen im Vorfeld zu Debatten wie der heutigen.  

Sehr geehrte Anwesende, sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, 

hier selbstbestimmte Menschen zu bevormunden und in einen Topf zu werfen mit Opfern von Gewalt, mit Opfern von Zwang und Misshandlungen, in einen Topf zu werfen mit Opfern von Menschenhandel, damit schützen wir die Opfer dieser grausamen Straftaten nicht.  

Und: solche Worte tragen dazu bei, dass Sexarbeit weiter stigmatisiert wird und weiter in die Schmuddelecke geschoben wird. Da sollten wir sie herausholen. Und deshalb sollten die Orte, an denen Sexarbeiter*innen tätig sind, auch keine Schandflecken sein. Darin sind wir uns mit den Antragssteller*innen einig, da sollten wir, da arbeitet ja auch die Fachgruppe ProstituiertenschutzG weiter dran. Die Mülleimer-Situation wurde schon verbessert; die Einrichtung von öffentlichen WCs sollte die Fachgruppe weiterverfolgen.  

Und auch einig sind wir uns, dass es uns um den Schutz von Frauen, um Schutz der Sexarbeiter*innen geht.  

Nach allem, was ich so aus der Szene höre, ist die Tätigkeit in einem Bordell tatsächlich besser aufgehoben: Die Sexarbeiter*innen und Betreiber*innen schauen aufeinander. Trotzdem gibt es auch in Karlsruhe ein paar Sexarbeiter*innen, die lieber auf der Straße arbeiten. Und das an verschiedenen Stellen: Eine zentrale Stelle für ein Cafe oder beispielsweise einen Baucontainer mit einer Kaffeemaschine gibt es nicht.  

Unsere kommunale Aufgabe ist es, für die Sicherheit zu sorgen – und Dank des Antrags haben wir heute auch einige Zahlen öffentlich vorliegen. Zu den Zahlen und Daten wird ja auch noch einen umfassenderen Bericht geben, auch für die Öffentlichkeit. Auch das begrüßen wir.  

Es geht sicher zu auf unseren Straßen, auch in den Abschnitten, wo sich Sexarbeiter*innen anbieten. (Danke an dieser Stelle an die Mitglieder der Fachgruppe wie beispielsweise der Kripo und auch danke an die Beratungsstellen, die mit Streetworker*innen hier hervorragende Arbeit leisten.) Wichtig ist, dass die Menschen medizinische Versorgung erhalten, da sollten wir alle auf allen Ebenen immer wieder Werbung machen, Stichwort anonymer Krankenschein, also auch Behandlungsscheine für Menschen ohne Versicherung einführen.   

Doch wir sprechen uns gegen ein weiteres Gremium aus: Finanzielle Mittel für Träger, die hier beispielsweise einen Baucontainer mit Kaffeemaschine oder ähnliches voranbringen wollen, können sich in den Haushaltsberatungen an uns wenden, dafür gibt es also ein Gremium; und gerne hören wir auch regelmäßige Berichte aus der Gruppe im Hauptausschuss. Doch alles in allem werden wir heute den Antrag samt Ergänzung ablehnen.  

Vielen Dank.  

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