Auf dem Weg zur „Autofreiheit“?!

Das Reallabor Passagehof hat eingeschlagen:
Der Hof im Herzen der Stadt war von Autos weitgehend befreit. Er wurde stattdessen für Außen-Gastronomie genutzt und durch nicht-kommerzielle Elemente wie mobile Bäume, Sitz-möglichkeiten und eine Bühne bespielt. Dadurch hat sich die Aufenthaltsqualität dort wesentlich verbessert. Selbst diejenigen, die den Versuch vorher kritisch sahen, wurden durch die Realität überzeugt.

Verlängerung beantragt

Als Reaktion darauf hat sich die Grünen-Fraktion dafür eingesetzt, den Versuch über das vorgesehene Ende hinaus zu verlängern, bis der Gemeinderat endgültig entscheidet. Die nahtlose Verlängerung war aus verschiedenen Gründen leider nicht möglich. Aber immerhin darf die Gastronomie neue Genehmigungen beantragen, um wenigstens diesen Teil möglichst bald wieder einzurichten. Im Herbst kommt dann hoffentlich die endgültige Entscheidung.

Nördliche Karlstraße umgenutzt

Ein Grund für die Nicht-Verlängerung war, dass die mobilen Elemente derzeit beim nächsten Versuch gebraucht werden: Auf der nördlichen Karlstraße ist zwischen Amalien- und Stephanienstraße nur noch Fuß-, Rad- und Anliegerverkehr erlaubt, Radverkehr endlich in beide Richtungen. Dort wurde der breite Straßenraum durch mobile Elemente eingeengt, so dass viel Platz zum Verweilen besteht. Endlich ist die Fußgängerzone auf Höhe von Europa- und Stephansplatz nicht mehr durch eine Autostraße getrennt. Auch die Auto-Poser sind verschwunden. Es fahren zwar noch zu viele Unberechtigte dort durch, aber es ist deutlich besser als vorher. Damit wurde eine schon lange von uns Grünen erhobene Forderung endlich zumindest als mehrwöchiger Versuch Realität. Und auch hier zeigt sich bereits, wie selbstverständlich alles angenommen wird. Hintergrund für diese Maßnahme ist, dass die Straßenbahnhaltestelle am Europaplatz aufgegeben werden soll, stattdessen „um die Ecke“ die Haltestelle in der Karlstraße barrierefrei ausgebaut wird. Weil dafür mehr Breite erforderlich ist und der Radverkehr endlich auch in Südrichtung freigegeben werden soll, ist der Kfz-Verkehr im Wege. Es ist zu erwarten, dass der vorherige Autoverkehr sich weiträumig andere Wege sucht, im günstigsten Fall auch ganz entfällt. Bisher wurden auf anderen Straßen keine Probleme gemeldet.

Damit wäre ein wichtiges Symbol erreicht: Der Autoverkehr kann hier entfallen und die Welt geht trotzdem nicht unter.

Wohngebiete vom Auto entlasten

Aber neben diesen Aushängeschildern brauchen wir auch in der übrigen Stadt weniger Autos. Die Karlsruher Bevölkerung ist schon zu einem Großteil auf alternative Verkehrsmittel umgestiegen, aber die Wohnstraßen stehen immer noch voll mit abgestellten Autos. Ein weiterer wichtiger Schritt wäre, wenn diejenigen, die nicht auf ein eigenes Auto angewiesen sind, das auch verkaufen würden. Der Umstieg auf Carsharing würde die Straßen von dem vielen Blech entlasten. Und wer nur gelegentlich Auto fährt, würde dabei noch Geld sparen. Damit wäre die Parkplatzsituation insgesamt entspannt und die Aufenthaltsqualität auf unseren Straßen deutlich verbessert. Ein Impuls dafür könnte sein, in allen innerstädtischen Stadtteilen das Anwohnerparken einzuführen. Auch das haben wir beantragt, eine Gemeinderatsmehrheit ist dafür, aber die Umsetzung stockt aktuell noch wegen fehlendem Personal. Ich hätte da einige Vorschläge: Wenn die geplanten Straßenbauten, die ohnehin nicht zukunftsfähig sind, nicht weiter geplant würden, wäre Kapazität da…

Johannes Honné

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