Stammschäden an Stadtbäumen als Folge von massiver Sonneneinstrahlung

Anfrage:

  1. Wie groß wird die Zahl der Stadtbäume geschätzt, die massive Stammschäden durch hohe Sonneneinstrahlung aufweisen und deshalb voraussichtlich in den nächsten Jahren ersetzt werden müssen?
  2. Seit wann wird der Stammanstrich „Arboflex“ in Karlsruhe bei Neupflanzungen verwendet? Wie viele Jahre hält er und wird er ggf. erneuert?
  3. Welche Erfahrungen und Ergebnisse liegen mit dem Stammanstrich vor? Können damit die schweren Stammschäden, die durch das hohe Ästen1 der Bäume verursacht werden, vermindert oder verhindert werden?
  4. Welche Möglichkeiten sieht die Stadtverwaltung, auf das hohe Ästen der Bäume dort zu verzichten, wo die Verkehrssicherheit nicht direkt tangiert ist? Welche Standorte in Karlsruhe kommen dafür in Frage?
  5. Welche weiteren Maßnahmen hält die Stadtverwaltung für geeignet, um künftige schwere Stammschäden durch Sonneneinstrahlung an Stadtbäumen zu verringern und zu vermeiden?
  6. Hat die Stadtverwaltung Kontakt mit der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt in Freiburg und mit ExpertInnen an Hochschulen aufgenommen, um weitere Hinweise zu gewinnen, wie mit diesem gravierenden und durch die Zunahme heißer Sonnentage wachsenden Problem präventiv umzugehen ist?

Sachverhalt/Begründung

Durch starke Sonneneinstrahlung sind an vielen Karlsruher Stadtbäumen massive Rindenschäden im Stammbereich aufgetreten. Dabei sind häufig nicht nur die äußeren Rindenzellen betroffen. Es entstehen Rindennekrosen (Gewebstod) mit der Folge von Fäulnis oder zerstörerischem Pilzbefall. Es muss davon ausgegangen werden, dass dadurch viele Stadtbäume in den nächsten Jahren vorzeitig entfernt und ersetzt werden müssen. Betroffen ist offenbar das gesamte Stadtgebiet, so z. B. Baumreihen in der Waldstadt und nach Auskunft des Gartenbauamts u. a. Bergahorne in der Stuttgarter Straße, Rosskastanien in der Sonnenstraße, Spitzahorne in der Steinhäuserstraße sowie weitere Standorte. Einige Baumreihen wurden sogar schon komplett durch Jungbäume ersetzt.

Für die Grüne Fraktion sind die massiven Rindenschäden ein sehr ernstzunehmender und alarmierender Befund. Stadtbäume werden von der Bevölkerung außerordentlich geschätzt. Sie spenden Schatten, tragen durch Verdunstungskühle zur Verbesserung des Lokalklimas bei und erhöhen Lebens- und Aufenthaltsqualität. Wir müssen uns darauf einstellen, dass die Anzahl extrem heißer Sonnentage weiter zunimmt. Dadurch steigen auch die mit ihnen einhergehenden Risiken.

Angesichts des Ausmaßes der Baumschäden durch massive Sonnenstrahlung möchte die Grüne Fraktion mit dieser Anfrage klären, welche präventiven Maßnahmen am wirkungsvollsten sind und welche Strategie das Gartenbauamt zur Verhinderung künftiger Schäden verfolgt.

Seit einigen Jahren erfolgt bei Neupflanzungen ein Stammanstrich mit dem Mittel „Arboflex“. Es stellt sich die Frage, welche Erfahrungen damit bisher gemacht wurden. Wir hinterfragen auch, ob die bisher praktizierte hohe Ästung der Bäume wirklich an allen Standorten erforderlich ist. Eine tiefere Ästung bzw. ein kompletter Verzicht auf Ästung könnte auch für das Stadtklima von Nutzen sein. Wichtig ist auch die Auswahl der Baumarten, da vor allem bestimmte Baumarten betroffen sind.

Grundsätzlich sollte die Stadtverwaltung Kontakt mit wissenschaftlichen Einrichtungen pflegen, um aktuelle Forschungsergebnisse über die Schäden zu erhalten und um weitere Maßnahmen für den bestmöglichen Schutz der Stadtbäume vor Sonnenschäden zu ergreifen. Es ist schließlich davon auszugehen, dass die geschilderten Stammschäden durch massive Sonneneinwirkung nicht auf die Stadt Karlsruhe beschränkt sind.

Unterzeichnet von:

Renate Rastätter      Bettina Lisbach     Johannes Honné

Stellungnahme der Stadtverwaltung für die Gemeinderatssitzung am 29.09.2015

 

Aus der Gemeinderatssitzung am 29.09.2015:

Die Stadtverwaltung weist darauf hin, dass die Schäden komplexe Ursachen haben, aber zum großen Teil durch starke Temperaturwechsel im Tagesverlauf bedingt sind, häufig an Frosttagen. Die bisherigen Schutzmaßnahmen sind zwar erfolgreich, aber offensichtlich noch nicht ausreichend, um das Problem in den Griff zu bekommen. 

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