Konsequenzen aus der Provenienzforschung an der Städtischen Galerie Karlsruhe

Anfrage

Laut dem 2018 veröffentlichten Abschlussbericht zur „Provenienzforschung städtischer Kunstbesitz / Erwerbungen aus dem belasteten Kunsthandel 1933-1945″ wurden 15 Kunstwerke in der Städtischen Galerie identifiziert, deren Herkunft nicht vollumfänglich geklärt werden konnte. Als Konsequenz sollten diese Kulturgüter dem Zentrum für Kulturverluste Magdeburg (Lost Art- Datenbank) zur weiteren Recherche übermittelt werden.

Jedoch wurden diese Kunstwerke, so eine schriftliche Auskunft des Deutschen Zentrums für Kulturverluste nicht der Lost Art-Datenbank gemeldet.

  1. Wurden diese 15 Kunstwerke dem Zentrum für Kulturverluste Magdeburg tatsächlich nicht gemeldet? Wenn ja: Warum nicht? Ist diese Meldung mittlerweile erfolgt?
  2. Wurde nach Abgabe des Abschlussberichtes die Datenbank (Access) und Website der Städtischen Galerie aktualisiert? Wenn nein: warum nicht? Ist eine Aktualisierung vorgesehen?
  3. Wurden weitere Erkenntnisse in Bezug auf den lokalen Kunsthandel, hinsichtlich des wachsenden Bestandes der Städtischen Galerie in den 1960er und 1970er Jahren eingeholt? Wenn nein: warum nicht? Ist dies noch vorgesehen?
  4. Plant / (Hat) die Stadtverwaltung eine Zusammenarbeit mit der Staatlichen Kunsthalle (durchgeführt)? Wenn ja: mit welchen Erkenntnissen? Wenn nein: warum nicht?
  5. Hat die Städtische Galerie ein Hausarchiv, welches allen Wissenschaftler*innen zugänglich gemacht werden kann? Wenn nein: warum nicht und ist geplant, ein solches einzurichten?
  6. Sieht die Stadtverwaltung Klärungsbedarf bezüglich der damaligen intensiven staatlichen bzw. städtischen Künstlerfürsorge bzw. der allgemeinen Künstlerförderung (Stichwort NSDAP-konforme Kunst)?
Sachverhalt / Begründung:

Im Fokus des vom 1. Juni 2016 bis 2018 andauernden Projekt „Provenienzforschung städtischer Kunstbesitz / Erwerbungen aus dem belasteten Kunsthandel 1933-1945″ standen Erwerbungen der Stadt Karlsruhe, die im belasteten Kunsthandel in der Zeit des Nationalsozialismus getätigt wurden und sich im Inventar der Städtischen Galerie nachweisen lassen.

Laut Abschlussbericht bestanden nach Projektabschluss weitere offene Fragen und weiterer Forschungsbedarf:

“Grundsätzlich gilt, dass die Provenienzforschung an der Städtischen Galerie Karlsruhe mit dem Ende des geförderten Projektes nicht abgeschlossen ist, nicht nur, was die Zahl der gelb markierten [d.h. möglicherweise zu beanstandenden] Werke aus dem Konvolut der untersuchten Erwerbungen in der Zeit des Nationalsozialismus betrifft.

Ein noch zu untersuchendes Feld bleibt zudem die intensive staatliche bzw. städtische Künstlerfürsorge beziehungsweise die allgemeine Künstlerförderung, auch wenn hier laut Inventar zahlreiche Abgänge nach 1945 feststellbar sind. Tatsächlich ließen sich diesbezüglich vor allem im Bereich Graphik – sowohl was Auflagenwerke von Künstlervereinigungen wie Einzelblätter betrifft – noch zahlreiche Klärungen herbeiführen.

Ein besonderer Stellenwert kommt dem lokalen Kunsthandel zu, da dieser auch für die Zeit nach 1945 von Relevanz ist hinsichtlich des wachsenden Bestandes der Städtischen Galerie in den 1960er und 1970er Jahre; Bieg &Co, Inhaber Karl Lindegger; Eugen Distelbarth, Armin Gräf, u. a. m.

Weitere Erkenntnisse könnten auch eine genauere Untersuchung der Zusammenarbeit mit der Staatlichen Kunsthalle sowohl vor wie nach 1945 bringen.

Zu empfehlen ist zudem der Aufbau eines Haus-Archivs, das künftig allen Wissenschaftler zugänglich gemacht werden kann.” (S. 179)

Unterzeichnet von:

Michael Borner                    Renate Rastätter                 Thorsten Frewer
Jorinda Fahringer               Christine Weber                  Verena Anlauf

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