Gutes Essen für alle

Entwicklung einer kommunalen Ernährungsstrategie

Antrag zur öffentlichen Vorberatung im Fachausschuss

  1. Die Stadtverwaltung entwickelt eine kommunale Ernährungsstrategie zur nachhaltigen und regionalen Weiterentwicklung des kommunalen Ernährungssystems.
  2. Sie orientiert sich dabei an der ressortübergreifenden Ernährungsstrategie des Landes Baden-Württemberg von 2022 und der Ernährungsstrategie der Bundesregierung 2024.*
  3. Sie stellt dar, welche Voraussetzungen und Grundlagen in Karlsruhe bereits bestehen bzw. beschlossen wurden und berücksichtigt insbesondere folgende Handlungsfelder:
    • Stärkung der nachhaltigen Essensversorgung in den Kantinen der Stadt und städtischen Gesellschaften durch verbindliche Zielvereinbarungen für einen Stufenplan für einen Mindestanteil von 30 % Bioprodukten sowie Ihre DGE-Zertifizierung bis 2030.
    • Weiterentwicklung der Essensversorgung an Schulen, damit neben der DGE-Zertifizierung und dem Bioanteil regionale und saisonale Produkte verbindlich berücksichtigt werden. An Grundschulen Einführung der Teilfrischeküche.
    • Einbeziehung der wissenschaftlichen Einrichtungen und der zivilgesellschaftlichen Akteur*innen in den Entwicklungsprozess. Dazu gehören neben den vielfältigen privaten Initiativen, Vereinen und Organisationen auch die Landwirtschaft, die Bildungseinrichtungen, die Lebensmittelverarbeitung, die Stadtplanung sowie der regionale und faire Handel.
  4. Begleitend wird eine Kommunikationsstrategie entwickelt, um die Ziele und den Entwicklungsprozess der Strategie transparent zu vermitteln und um interessierte Bürger*innen aktiv einzubeziehen.

Sachverhalt/Begründung:

Unsere Ernährung hat erhebliche Auswirkungen auf unsere Gesundheit, das Klima, die Biodiversität sowie auf den Handel und die Wirtschaftskreisläufe. Die Weiterentwicklung unseres Ernährungssystems zu mehr Nachhaltigkeit ist deshalb ein wichtiges kommunales Zukunftsfeld. Die Stadtverwaltung hat sich bereits mit dem Korridorthema Grüne Stadt zum Ziel einer nachhaltigen Ernährungsweise verpflichtet und ist seit 2017 Mitglied im Biostädtenetzwerk. Mit unserem Antrag setzen wir uns dafür ein, dass für die Stadt Karlsruhe eine kommunale Ernährungsstrategie entwickelt wird.

Auf Landes- und Bundesebene* sowie in Großstädten wie Köln* oder Freiburg* gibt es bereits konkrete Ernährungsstrategien für die Ernährungswende*. Auch in Karlsruhe müssen wir nicht bei null anfangen. Bei der Schul- und Kitaverpflegung werden die Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung* (DGE) bereits verbindlich eingehalten. Der Bioanteil wird stufenweise erhöht und mit Zuschlagskriterien wird die Nachhaltigkeit gefördert. Bei den Wochenmärkten werden durch neue Vergabekriterien Regionalität und Bioangebote gestärkt. Die Stadt setzt sich dafür ein, dass der Anteil der ökologischen Landwirtschaft bis 2030 auf 30 bis 40 % erhöht wird.

Einen wichtigen kommunalen Handlungsspielraum sehen wir bei den Kantinen der Stadt und ihrer Gesellschaften. Sie sind an der Erhöhung ihres Bioanteils und der DGE-Zertifizierung interessiert, wie die Stellungnahme zu unserer Anfrage gezeigt hat. Wie bei den Kantinen gibt es in den Mensen zu wenig regionale und saisonale Produkte, vor allem Bioprodukte. Mit mehr verbindlichen Vorgaben und regelmäßigen Evaluierungen sowie der Einführung der Teilfrischeküche an den Grundschulen wollen wir die Qualität und Regionalität fördern. Die Evaluation des Pilotprojekts an der Hans-Thoma-Grundschule hat gezeigt, dass durch einen erhöhten Bio-Anteil und mehr Regionalität die Qualität verbessert und Abfälle minimiert wurden. In Freiburg ist es gelungen, mit einem Qualitätsmanagement regionale Caterer einzubinden und die Qualität zu sichern.

Bis jetzt fehlt allerdings eine Gesamtstrategie für ein nachhaltiges kommunales Ernährungssystem. Dabei muss die Vernetzung der regionalen Landwirtschaft mit den Kantinen und Mensen und der Gastronomie angestrebt werden. Für das Ziel einer gesunden und nachhaltige Ernährung für alle, braucht es auch das Engagement der Zivilgesellschaft. Beispielhaft seien genannt: Umwelt- und Naturschutzverbände, Vereine wie „Tischlein-Deck-Dich“ mit dem Kinderkochmobil (KiKoMo) und „Slow Food“ mit dem Slowmobil und Kochrad, Urban Gardening und Solawi, Bildungsinitiativen wie „Glow“ sowie die Vernetzung mit den Hochschulen, insbesondere mit dem Karlsruher Transformationszentrum für Nachhaltigkeit und Kulturwandel (KAT). Dessen Reallabor KARLA befasst sich u. a. auch mit dem Thema Klimaschutz und Ernährung und berät und unterstützt dabei bereits städtische Einrichtungen. Besonderes Augenmerk ist auf die Bürger*innen zu richten, die bislang noch keine Möglichkeiten hatten, sich gesund zu ernähren. Auch ihnen muss eine gesunde, nachhaltige und bezahlbare Ernährung ermöglicht werden.

Unterzeichnet von:

Renate Rastätter                 Thorsten Frewer                  Christine Großmann
Christine Weber                  Aljoscha Löfffler                  Verena Anlauf

Der Antrag wird bei der Sitzung des Ausschuss für Umwelt und Gesundheit am 16. Mai 2024 beraten.

Weitere Hintergrundinformationen:

*Neue Strategie für gesunde und nachhaltige Ernährung Baden-Württemberg
https://www.baden-wuerttemberg.de/de/service/presse/pressemitteilung/pid/neue-strategie-fuer-gesunde-und-nachhaltige-ernaehrung

*Gutes Essen für Deutschland – Ernährungsstrategie der Bundesregierung
https://www.bmel.de/DE/themen/ernaehrung/ernaehrungsstrategie.html

*DGE-Empfehlungen 2024
https://www.dge.de/presse/meldungen/2024/gut-essen-und-trinken-dge-stellt-neue-lebensmittelbezogene-ernaehrungsempfehlungen-fuer-deutschland-vor/

*Ernährungsstrategie Köln
https://www.ernaehrungsrat-koeln.de/wp-content/uploads/2019/07/Impulse-f%C3%BCr-eine-kommunale-Ern%C3%A4hrungswende_Ern%C3%A4hrungsstrategie-f%C3%BCr-K%C3%B6ln_Ern%C3%A4hrungsrat-Mai2019_Doppelseiten.pdf

*Kommunale Strategie nachhaltige Ernährung und Ernährungsbildung Freiburg
Kommunale Strategie nachhaltige Ernährung und Ernährungsbildung – Nationales Qualitätszentrum für Ernährung in Kita und Schule (nqz.de)

Freiburg: Gesund und lecker Mitttagessen
https://www.freiburg.de/pb/2121287.html

DGE und Planetary Health Diet
https://www.dge.de/gesunde-ernaehrung/nachhaltigkeit/planetary-health-diet/

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