Förderung der Integration und Chancengerechtigkeit von neu zugewanderten Schüler*innen in der Sekundarstufe

Antrag – zur öffentlichen Vorberatung im Fachausschuss

  1. Die Stadtverwaltung berichtet, wie neu zugewanderte Kinder in Karlsruhe ins Bildungssystem integriert werden und berücksichtigt dabei folgende Aspekte:
    • Zu welchem Zeitpunkt und durch welche Stelle werden die Eltern nach ihrer Anmeldung beim Einwohnermeldeamt über das baden-württembergische Bildungssystem informiert und beraten? 
    • Mit welchem Verfahren wird die Aufnahme der neu zugewanderten schulpflichtigen Kinder und Jugendlichen in die Vorbereitungsklassen (VKL) der weiterführenden Schularten derzeit durchgeführt?
    • Wie wird gewährleistet, dass die Schüler*innen der VKL an eine ihrem Lernpotenzial entsprechende weiterführende Schulart vermittelt werden?
    • Gibt es derzeit Überlegungen für eine Optimierung der Verfahren? 
  2. Sie prüft die Einrichtung des Verfahrens einer Clearingstelle nach dem Modell der Stadt Heilbronn, mit dem neu zugewanderte Schüler*innen entsprechend ihrer Lernvoraussetzungen und Begabung aus VKL auf verschiedene weiterführende Schularten verteilt werden.
  3. Sie setzt sich dafür ein,
    • dass auch sonderpädagogische Beratung und Unterstützung an den VKL bei Bedarf zur Verfügung gestellt werden,
    • dass zusätzliche VKL an Gymnasien, Gemeinschaftsschulen und Realschulen eingerichtet werden,
    • dass die geschäftsführenden Schulleitungen aller weiterführenden Schularten in die Vermittlung der Schüler*innen an die weiterführenden Schularten eingebunden werden.
  4. Der Bericht und die Ergebnisse der Prüfung werden im Schulbeirat vorgestellt und dabei gemeinsam mit dem Staatlichen Schulamt und den vier betroffenen Schulleitungen der vier weiterführenden Schularten zur Diskussion gestellt mit dem Ziel, die bestehenden Abläufe zu optimieren.
Begründung/Sachverhalt

Neu zugewanderte Kinder und Jugendliche kommen aus unterschiedlichen Kulturen und Bildungsmilieus. Sie werden zunächst in Vorbereitungsklassen (VKL) aufgenommen und in Deutsch und Mathematik gefördert. Sobald es ihre Sprach- und Lernentwicklung erlaubt, werden sie in reguläre Schulklassen integriert. Dabei ist vorgesehen, dass sie in eine weiterführende Schulart aufgenommen werden, die ihrem Lernpotenzial entspricht (G-, M- oder E-Niveau).

Derzeit gibt es in Karlsruhe acht VKL an sechs weiterführenden Schulen: die Pestalozzischule-Werkrealschule (je 2), Gutenbergschule-WRS (je 2), Werner-von Siemens-WRS, das Otto-Hahn-Gymnasium, die Friedrich-Realschule sowie die Ernst-Reuter-Gemeinschaftsschule. Sie sind ungleich auf die vier weiterführenden Schularten verteilt. Notwendig sind zusätzliche VKL an Gymnasien, Realschulen und Gemeinschaftsschulen im Westen der Stadt. Eine Ausweitung der VKL an diesen drei weiterführenden Schularten ist auch aus Gründen der Bildungsgerechtigkeit geboten.

Beim Modell der Clearingstelle in Heilbronn werden alle neu zugewanderten Eltern vom Einwohnermeldeamt automatisch an das Schul- und Sportamt gemeldet, um zu einem Informationsgespräch über das Bildungssystem eingeladen zu werden. Diese frühzeitige Information durch das Schul- und Sportamt als zentrale Anlaufstelle ist angesichts unseres komplexen und für neu angekommene Familien unverständlichen Schulsystems dringend geboten. So werden unnötige Reibungsverluste vermieden. Wesentlich ist auch das transparente Testverfahren, das ermöglicht, dass die Schüler*innen in VKL an Schularten aufgenommen werden, die für sie „passend“ sind und an denen sie mit hoher Wahrscheinlichkeit bleiben können. 

Aus der Praxis in den VKL wird auch berichtet, dass es bislang keine sonderpädagogische Unterstützung für VKL-Schüler*innen mit einem voraussichtlichen Anspruch auf einen Schulplatz an einem Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungs-Zentrum (SBBZ) gibt. Für die betroffenen Schüler*innen ist aber eine frühzeitige Unterstützung und Förderung genauso wichtig wie für alle anderen Schüler*innen. 

Eine gelungene Integration von zugewanderten Familien ist für die Betroffenen und die ganze Gesellschaft ein großer Gewinn. Gerechte Bildungschancen tragen erheblich dazu bei.

Unterzeichnet von:

Renate Rastätter                 Dr. Iris Sardarabady             Christine Großmann
Michael Borner                   Benjamin Bauer                   Aljoscha Löffler

Der Antrag wurde am 2. Dezember im Migrationsbeirat und am 07. Dezember abschließend im Schulbeirat beraten: Angesichts der immer noch hohen Zahl von ukrainischen Kindern, die in die Karlsruhe Schulen aufgenommen werden, ist eine neue Clearingstelle aktuell nicht umsetzbar. Wir haben zur Kenntnis genommen, dass es VKL-Klassen mittlerweile auch in den verschiedenen weiterführenden Schularten gibt.
Stand heute werden die ankommenden Schüler*innen durch die geschäftsführende Schulleitungen koordiniert und verteilt und so früh wie möglich in die Regelklassen aufgenommen werden.
Verbesserungsfähig erscheint uns, dass die neu zuwandernden Eltern bei der Anmeldung keine persönliche Beratung über das deutsche Schulsystem und die spezifischen Angebote für ihre Kinder erhalten. Am Einwohnermeldeamt liegt lediglich schriftliches Informationsmaterial aus. Wir haben angeregt, dass die Ämter hier zukünftig noch enger kooperieren.

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