Antrag
Angesichts der Unterversorgung durch Hebammen in der Geburtsvorbereitung und der Nachsorge soll die beratende und vernetzende Aktivität von Hebammen fester Bestandteil der Familienzentren werden. Dafür werden jedem Familienzentrum in Karlsruhe vier Hebammenstunden pro Woche zur Verfügung gestellt. Die Hebammen sollen folgende Aufgaben übernehmen:
- Sprechstunden zur Beratung bei aktuell auftretenden Fragen der Geburtsvorbereitung und Nachsorge
- Telefonische Beratung zur Geburtsvorbereitung und Nachsorge
- Urlaubs- und Krankheitsvertretung der im Quartier arbeitenden Hebammen
Sachverhalt/Begründung
Ein Teil der werdenden Mütter und Väter in Karlsruhe kann nicht mehr durch Geburtsvorbereitungskurse auf Geburt und Pflege der Neugeborenen vorbereitet werden. Auch eine Nachsorge erhalten nicht mehr alle Familien. Davon betroffen sind vor allem bildungsfernere oder ausländische Familien, die nicht wissen, dass sie sich außerordentlich früh um eine Hebamme kümmern müssen.
Obwohl immer weniger Hebammen zur Verfügung stehen, werden sie dringender als in früheren Jahren gebraucht. Das Wissen über Schwangerschaft, Geburt und Säuglingspflege wird häufig nicht mehr in den Familien weitergegeben, weil junge Familien oft an anderen Orten als ihre Ursprungsfamilien wohnen und die Kinderzahl insgesamt abgenommen hat.
Unsicherheiten und der damit leicht aufkommende Stress können zu Problemen in der Versorgung von Säuglingen führen. Die psychische Gesundheit von Müttern ist durch eine mangelhafte Hebammenversorgung größeren Risiken ausgesetzt. Darauf wurde in einer Stellungnahme der Verwaltung auf eine Anfrage in der Gemeinderatssitzung am 23. Januar 2018 hingewiesen.
Die im Sozialausschuss vom Hebammenverband geäußerte Idee, Hebammen in den Familienzentren fest durch Sprechstunden zu verankern, soll umgesetzt werden. Damit kann der Informationsmangel zumindest teilweise gelindert werden. Zusätzlich können durch Urlaubs- und Krankheitsvertretungen Engpässe abgefedert werden.
Verena Anlauf, Michael Borner, Dr. Ute Leidig (GRÜNE-Fraktion)
Parsa Marvi, Gisela Fischer, Yvette Melchien (SPD-Fraktion)
Lüppo Cramer, Max Braun (KULT-Fraktion)
Tom Hoyem, Thomas Hock (FDP-Fraktion)
Sabine Zürn, Nico Fostiropoulos (Die Linke)
Eduardo Mossuto (Für Karlsruhe)
Jürgen Wenzel (Freie Wähler)
Stellungnahme der Stadtverwaltung für die Gemeinderatssitzung am 18.09.2018
Aus der Gemeinderatssitzung vom 23.10.2018:
In der Stellungnahme wurden uns Mittel für jeweils 26 Sprechstunden zugesagt – alle RednerInnen bestanden jedoch darauf, dass dem Antrag im vollen Umfang nachgekommen wird und die notwendigen Mittel für 52 wöchentliche Termine pro Jahr eingeplant werden. Ein schöner Erfolg für die jüngsten KarlsruherInnen – wenn auch unbestritten ist, dass die Stadt hier ein Problem „ausputzt“, das auf bundespolitischer Ebene gelöst werden muss, indem die Honorierung, vor allem für ambulante Hebammenleistungen, verbessert wird!
Im Gemeinderat am 14. Mai 2019 wurden die dafür nötigen knapp 60.000 Euro städtischer Mittel freigegeben. Das Projekt kann nun in Kürze starten.
Im einer nichtöffentlichen Sitzung des Jugendhilfe- u. Sozialausschusses am 1. Dezember 2021 wurde eine Evaluation des Projekts dargestellt. Diese zeigt, dass das Ziel des Antrags – eine bessere Versorgung der Familien vor und nach der Geburt – erreicht werden konnte.
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