Vegane Verpflegungsangebote in öffentlichen Einrichtungen in Karlsruhe

Antrag

  1. Die Stadtverwaltung führt auf, in welchen öffentlichen Einrichtungen bereits regelmäßig vegane Essensangebote bestehen.
  2. Die Verwaltung prüft, welche weiteren Möglichkeiten es gibt, in öffentlichen Einrichtungen und im Rahmen der städtischen Gesundheitsprävention vegane Essensangebote in Karlsruhe als Teil der Ernährungsvielfalt zu fördern.

Sachverhalt/Begründung

Seit einigen Jahren nimmt der gesellschaftliche Trend zu gesunden und umweltbewussten Ernährungsformen sehr stark zu. Im Jahr 2015 gab es bereits 7,8 Millionen VegetarierInnen und rund 900.000 VeganerInnen (Quelle: VEBU Januar 2015) in Deutschland, Tendenz steigend. Insgesamt ist zu beobachten, dass immer mehr Menschen ihre pflanzlichen und tierproduktfreien Ernährungsanteile erhöhen und tierische Produkte reduzieren.

Vor allem ethische Motivationen sind für viele Menschen entscheidend, wie die Ablehnung des Tötens und der Ausbeutung der Tiere sowie die Kritik an der industriellen Massentierhaltung. Derzeit stammen noch immer knapp 98 % der Fleischerzeugnisse und ebenso der Großteil anderer tierischer Produkte aus Intensiv- und Massentierhaltung.

Ebenso gewinnt der Gesundheitsaspekt zunehmend an Bedeutung. Nicht nur hohe Antibiotika- und Hormondosen sind hierbei relevant. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt maximal 300 bis 500 Gramm Fleisch und Fleischprodukte pro Woche zur Reduzierung der Risiken von Volkskrankheiten wie Bluthochdruck, Krebs oder Herz-Kreislauferkrankungen.

Auch die Sorge um die globale Ernährungssicherung sowie Klimaschutzgründe sind oft ausschlaggebend für eine pflanzliche Ernährung. So werden aufgrund des enormen Futtermittelbedarfs für unsere Tiere rund 50 % der weltweiten Getreideproduktion und 90 % der Sojaernte als Futtermittel eingesetzt und führen zu Nahrungsmittelengpässen in vielen Ländern. Dazu kommen die hohen Treibhausemissionen und der gigantische Wasserverbrauch durch die Fleischproduktion.

Während vegetarische Angebote nahezu flächendeckend zur Auswahl stehen, ist die wachsende Nachfrage nach veganen Verpflegungsangeboten in vielen Kantinen noch nicht gedeckt. Besonders für junge Menschen, die sich überproportional häufig für eine vegane Lebensweise entscheiden oder entscheiden wollen, stellt das unzureichende Angebot in Schulkantinen eine große Herausforderung dar. Dabei gibt es erste positive Beispiele: So bietet das Studentenwerk Karlsruhe seit dem laufenden Wintersemester jeden Tag mindestens ein veganes Gericht an.

Durch Weiterbildungsmaßnahmen sowie Vereinbarungen mit Caterern ist es möglich, gesunde und vollwertige, vegane Gerichte anzubieten. Den VerbraucherInnen würden bessere Informationen über Inhaltsstoffe und eine deutliche Kennzeichnung tierischer Zutaten im Essen bei der bewussten Auswahl veganer Nahrungsmittel helfen, die auch in Hinblick auf Allergene und Nahrungsmittelunverträglichkeiten zu begrüßen ist. Auch im nicht-öffentlich verwalteten Gastronomiebereich ist dieses Thema wichtig.

In Karlsruhe gibt es bereits gastronomische Betriebe, die vollwertige vegane Gerichte anbieten. Die Stadt Karlsruhe könnte deshalb im Rahmen ihrer Gesundheits- und Klimaschutzziele die vegane Ernährungsweise bei der Vielfalt der gesunden und nachhaltigen Ernährungsformen berücksichtigen, wie dies bereits beispielhaft erfolgt ist.

Unterzeichnet von:

Bettina Lisbach     Zoe Mayer     Renate Rastätter     Michael Borner     Joschua Konrad

Stellungnahme der Stadtverwaltung für die Gemeinderatssitzung am 31.05.2016

Aus der Gemeinderatssitzung am 31.05.2016:

Unser Antrag führte zu einer lebhaften Debatte: Viele GemeinderatskollegInnen halten das Thema für nebensächlich und für „Bevormundung“ – während die Stadtverwaltung in ihrer Antwort dargestellt hat, dass bei den städtischen Ernährungsangeboten mittlerweile vegetarische und auch vegane Angebote sehr weit verbreitet sind.

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