Sozialplanung für Menschen in der Prostitution

Antrag

 Die Stadt Karlsruhe

  1. richtet einen „Runden Tisch Prostitution in Karlsruhe“ ein und stimmt sich mit den in Karlsruhe im Handlungsfeld Prostitution tätigen Akteurinnen und Akteuren ab. Dessen Mitglieder präzisieren und machen Vorschläge,
    • wie der Ausstieg aus der Prostitution erleichtert und begleitet werden kann,
    • wie die Lebens- und Arbeitsbedingungen insbesondere unter den Gesichtspunkten der Sicherheit und des Gesundheitsschutzes verbessert werden können mit dem Ziel proaktiver Angebote,
    • zur aufsuchenden Sozialarbeit.
  2. erstellt als Standortbestimmung und zur Grundlage für weitere koordinierte Aktivitäten einen Bericht zu den vielfältigen Problemlagen von Menschen in der Prostitution.
  3. Es erfolgt eine regelmäßige Berichterstattung im Sozialausschuss.

Sachverhalt/Begründung

In Karlsruhe gehen nach Erkenntnissen der AG Rotlicht des Polizeipräsidiums Karlsruhes ungefähr 250 Frauen und Mädchen und wenige Männer und Jungen der Prostitution nach. Dabei ist von einer Dunkelziffer auszugehen. Der Anteil von Frauen und Männern mit Migrationshintergrund ist hoch; mehr als zwei Drittel der in der Szene Tätigen haben keinen deutschen Pass. In den vergangenen Jahren kamen vor allem Frauen aus Osteuropa nach Karlsruhe.

Hoher Konkurrenzdruck, fehlende Perspektiven, Gewalt- und Abhängigkeitsverhältnisse prägen die Situation. Druck und Ängste führen dazu, dass Fragen des Infektionsschutzes hinten angestellt werden. Aus Unkenntnis über Unterstützungsangebote, aufgrund von Sprachbarrieren und nach Diskriminierungserfahrungen nehmen viele Prostituierte – Frauen wie Männer – dringend notwendige Hilfen bei der Bewältigung ihrer Probleme nicht in Anspruch. Und wenn sich Menschen aus der Prostitution doch zur Annahme von Hilfe entscheiden, kann diese wegen fehlender personeller Kapazitäten der in diesem Handlungsfeld tätigen Einrichtungen in Karlsruhe oft nicht – oder nicht in der notwendigen Komplexität – geleistet werden. Auch können, uns vorliegenden Informationen nach, ausstiegswilligen Frauen oft keine sicheren Unterkünfte durch die Stadt angeboten werden.

Um Frauen einen Ausstieg aus der Szene zu ermöglichen und eine alternative Lebensplanung zu erleichtern – oder sie zu mindestens bei den im Alltag bestehenden psychosozialen Problemen und Suchtmittelabhängigkeiten zu unterstützen – ist es wesentlich, die in Karlsruhe bestehenden Angebote miteinander zu vernetzen und verstärkt durch aufsuchende Sozialarbeit und eine niedrig schwellige Anlaufstelle mit regelmäßigen Öffnungszeiten zu ergänzen. Da viele Prostituierte die deutsche Sprache nicht oder nur schlecht sprechen, sollten im Bereich der aufsuchenden Sozialarbeit sowie bei der neuen Anlaufstelle Mitarbeiter/innen mit interkultureller Kompetenz und entsprechenden Sprachkenntnissen beschäftigt werden.

Der von uns beantragte Runde Tisch bietet einen Rahmen, damit alle in der Stadt Karlsruhe im Handlungsfeld Prostitution wichtigen Akteurinnen und Akteure eingebunden und koordiniert erfolgreicher tätig werden können.

Unterzeichnet von:

Bettina Lisbach        Michael Borner         Tanja Kluth

Stellungnahme der Stadtverwaltung vom 15.01.2013

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