Kindergesundheitsbericht

Antrag

  1. Die Verwaltung erstellt zunächst einen detaillierten Kindergesundheitsbericht, in dem die Situation der besonderen Zielgruppe Kinder und Jugendliche unter den folgenden, für die Gesundheit relevanten Rahmenbedingungen, nach Geschlechtern getrennten Gesichtspunkten untersucht wird. Die Gesundheitsberichterstattung erfolgt stadtteilbezogen und wird zusätzlich nach ehemaligen und derzeitigen SSP-Stadtgebieten aufgeschlüsselt. Folgende Faktoren werden darin berücksichtigt:
    1. Individuelle und soziale gesundheitsrelevante Belastungen wie wirtschaftliche Situation der Familie oder Lebensgemeinschaft, allein erziehende Elternteile und Kinderbetreuung, Arbeitslosigkeit, Bezug sozialer Hilfeleistungen, familiäre Belastungen,
    2. indikatorenbasierte Daten zu allgemeinen bzw. umweltbezogenen Gesundheitsbelastungen wie Lärm, Luftbelastung, Hitzeinseln
    3. Gesundheitszustand der Stadtteilbevölkerung wie Übergewicht, Sprach- und Motorikauffälligkeiten bei Kindern, Suchtmittelmissbrauch, Atemwegserkrankungen, Allergien, Infektionshäufigkeiten, chronische Krank-heiten, psychisch bedingte Verhaltensauffälligkeiten,
    4. Gesundheitsversorgung wie Teilnahme an Früherkennungsuntersuchungen, Präventionsverhalten, Zahngesundheit
    5. Gesundheitsfördernde Potenziale wie öffentliche Grünflächen, Spielplätze, Gesundheitsprojekte in Kitas und Schulen, Vereinen, sonstige Ernährungsangebote.

  2. Im Folgeschritt erarbeitet die Verwaltung aus den Ergebnissen des Kindergesundheitsberichts ein integriertes Entwicklungs- und Handlungskonzeptes für unsere Stadt.
  3. In einem späteren weiteren Schritt erfolgt die Ausweitung des Berichts und seiner konzeptionellen Auswertung mit entsprechend angepassten Faktoren auf andere Zielgruppen, wie ältere Menschen, psychisch kranke Menschen und Menschen mit Migrationshintergrund.

 

Sachverhalt/Begründung

Kindergesundheit ist beeinflusst von verschiedenen Faktoren. Auf der gesellschaftlichen Ebene sind hier soziale Einflüsse wie wirtschaftliche Situation der Familie, Formen des Zusammenlebens, Betreuung der Kinder und Wohnbedingungen (Lärm, Luft, aber auch Spielplätze, Vereine etc.) von großer Bedeutung. Diese machen sich auf der individuellen Ebene in gesundheitsrelevanten Verhaltensweisen bemerkbar, z.B. Ernährung, Bewegung, Vorsorge, etc.
Es ist zu vermuten, dass sich in den meisten Bereichen die Situation für Kinder in Karlsruhe vergleichsweise günstig oder zumindest nicht schlechter als im Landesdurchschnitt darstellt. Dennoch ist eine Reihe von Verbesserungen wünschenswert, etwa bei ganztägigen Angeboten der Kinderbetreuung, bei der Versorgung psychisch kranker Kinder und Jugendlicher oder bei der Schulver-pflegung.
In Karlsruhe gibt es – wie in anderen Regionen Baden-Württembergs – über-durchschnittlich häufig Probleme und Defizite von Kindern aus sozial benachteiligten Familien oder Kindern mit Migrationshintergrund. Dies betrifft etwa die Teilnahme an Vorsorgeuntersuchungen, den Besuch von Kindertageseinrichtungen, den Entwicklungsstand der Kinder bei der Einschulung, ihren Schulerfolg oder die Gewohnheiten bei Ernährung und Mundgesundheit, beim Bewegungsverhalten und beim Medienkonsum.
Das Gleiche trifft auf andere Zielgruppen zu wie ältere Menschen, psychisch kranke Menschen und Menschen mit Migrationshintergrund, wobei der zu erstellende Bericht zum Teil andere, auf die Personengruppen passende Faktoren berücksichtigen sollte.
Ein detaillierter Kindergesundheitsbericht und weitere Gesundheitsberichte anderer Bevölkerungsgruppen können daher deutlich machen, dass der aktuelle Gesundheitsstatus, das familiäre Gesundheitsverhalten und die Chancen für Gesundheit und soziale Teilhabe in den Bevölkerungsgruppen unterschiedlich verteilt sind. Die kleinräumige Datenanalyse soll aufzeigen, wo Maßnahmen der Prävention und Intervention sozialräumlich und zielgruppenbezogen ausgerichtet werden müssen. Und letztendlich gibt damit der Bericht den AkteurInnen vor Ort eine wichtige Handlungsgrundlage.

Unterzeichnet von:

Bettina Lisbach         Dr. Dorothea Polle-Holl          Alexander Geiger           Dr. Ute Leidig

Stellungnahme der Stadtverwaltung vom 19.04.2011
 

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