Fußgängerfreundliche Stadt / Barrierefreie Fortbewegung auf Gehwegen in Karlsruhe

Fußgängerfreundliche Stadt / Barrierefreie Fortbewegung auf Gehwegen in Karlsruhe

Antrag:

Im Rahmen eines Maßnahmenpaketes zur Verbesserung der Situation für FußgängerInnen ergreift die Stadtver-waltung folgende Maßnahmen:

Überprüfung aller Fußwege im Hinblick auf Sicherheit und Komfort, insbesondere unter dem Aspekt der Einhaltung von Mindestbreiten und Qualität der Querungsmöglich-keiten sowie Sicherstellung der Gewährleistung der genannten Anforderungen durch 

  1. Sofortmaßnahmen,
  2. ein Programm, welches mit Hilfe baulicher sowie verkehrsrechtlicher Maßnahmen Benachteiligungen des Fußverkehrs systematisch behebt, bzw. barrierefreie Fortbewegung auf den Gehwegen sicherstellt.

zu a)

Zu den Sofortmaßnahmen zählt das Freimachen der bestehenden Fußverkehrsanlagen von Fehlnutzungen, wie etwa Glascontainern oder abgestellten Fahrzeugen jedweder Art. Wo nötig, werden durch Markierungen die Sichtbeziehungen zwischen dem Fußverkehr und den übrigen Verkehrsarten sichergestellt.

zu b)

In einem weiteren Schritt werden strukturelle Mängel in der Fußwegeführung katalogisiert und durch geeignete bauliche oder verkehrsrechtliche Maßnahmen behoben (vorgezogene Gehwege an Kreuzungen, Querungshilfen, Sperrflächen etc.). Der Gemeinderat wird hierüber regelmäßig informiert und stellt entsprechende Mittel zur Umsetzung der vorgeschlagenen Maßnahmen bereit.

Sachverhalt/Begründung:

In der Vergangenheit widmete die Stadtplanung allerorten dem Fußverkehr lediglich „Restflächen“ am Fahrbahnrand. Wo es möglich war, wurden die Menschen gar in den Untergrund verbannt. Freies Bewegen im Straßenraum wurde dadurch nicht selten zum Privileg gesunder Erwachsener, die sich an die lebensfeindliche Aufteilung des Straßenraumes anpassen konnten. Für Kinder, Alte und mobilitätseingeschränkte Personen blieb nur der Rückzug in die Innenräume oder die Vorstädte, um den eigenen Bedürfnissen nach Bewegungsfreiheit und Sicherheit gerecht zu werden.

Verschiedene Faktoren führen nun zu einem langsamen Umdenken bei den BürgerInnen und in Folge dessen den Stadtplanern und den politischen Akteuren: Unter dem Eindruck steigender Energiepreise, der Bewegungsarmut von Kindern und der gleichzeitig hohen Zahl im Verkehrsgeschehen verunglückter Kinder, dem Trend „Zurück in die Stadt“ und dem demografischen Wandel, der mehr mobilitätseingeschränkte Menschen in die Städte bringen wird, wird die Qualität des Straßenraumes auch wieder mehr im Lichte des „Zu Fuß Gehens“ bewertet.

Karlsruhe bietet optimale Voraussetzungen, hier voranzugehen und diesen positiven Trend aktiv zu fördern:
Karlsruhe ist eine Stadt der kurzen Wege: Eine Nahversorgung im Laden um die Ecke ist – insbesondere in den Kernstadtteilen – vielfach noch möglich. Hinzu kommen Wege zu den Haltestellen des ÖPNV, zu den Schulen, Kindergärten, dem Arbeitsplatz, oder zu Zielen der Freizeitgestaltung, die häufig problemlos zu Fuß zurückgelegt werden können.
Gleichzeitig bieten die Topografie und Stadtanlage im Zusammenspiel mit der milden Witterung optimale Voraussetzungen für fußläufige Mobilität und selbst-ständiges Fortbewegen im Rollstuhl.

Dennoch sind nicht selten Gehwege und Querungsstellen in einem unzumutbaren Zustand, werden Mindestbreiten durch Parkierung unterschritten oder Querungshilfen fehlgenutzt, sofern sie denn vorhanden sind. Mancherorts beansprucht ein Radstreifen Teile des Gehweges, was zu fortwährenden Konflikten und Gefährdungen für FußgängerInnen und RadlerInnen führt.

Hier fordern wir nun in einem zweistufigen Verfahren ein systematisches Vorgehen gegen die zuletzt beschriebenen Mängel im Stadtgebiet. Ähnlich dem Programm zur Förderung des Radverkehrs muss der Ausbau der Fußverkehrsanlagen mit dem Ziel einer fußgängerfreundlichen Stadt konsequent und aus-gestattet mit den erforderlichen Mitteln vorangetrieben werden. An diesem Prozess sollen neben den ausführenden Ämtern das Kinderbüro und der Behin-derten- und Seniorenbeirat der Stadt aktiv beteiligt werden. Ergebnisse aus den einzelnen Stadtteilsanierungsprogrammen im Sinne dieses Antrages werden in das Programm „Fußgängerfreundliche Stadt /Barrierefreie Fortbewegung auf Gehwegen“ integriert.

In den laufenden Prozess des Verkehrsentwicklungs-planes findet die Fußgängerfreundliche Stadt Eingang, wie alle derzeitigen Entwicklungen des Karlsruher Verkehrsgeschehens.

Unterzeichnet von:

Bettina Lisbach                   Tim Wirth

Stellungnahme der Stadtverwaltung vom 21.10.2008  

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