Antrag
- Die Verwaltung erarbeitet ein Konzept, um Familienhilfe zeitnah und niedrigschwellig für stark belastete Familien vor oder nach der Geburt zu gewähren.
- Zielgruppe sind Familien, die im Umgang mit ihren Problemen und Herausforderungen schnelle Unterstützung benötigen und bei denen die voraussichtliche Bewilligung von Leistungen durch die Krankenkasse zu lange dauert.
- Im Rahmen des Konzeptes wird dargestellt, wie viele Familien erfahrungsgemäß pro Jahr betroffen sind und wie hoch der zusätzliche städtische Aufwand wäre.
Sachverhalt/Begründung
Immer wieder bleiben in Karlsruhe Familien vor und nach der Geburt eines Kindes (oder der Geburt von Mehrlingen) unversorgt, obwohl sie sich in einer akuten Krisensituation befinden.
Gründe sind, dass die Antragsbearbeitung bei den Krankenkassen zwei bis drei Wochen dauern kann und nachgeburtliche Anträge teilweise schwierig bewilligt werden. Außerdem kann die Familie erst ab Antragsbewilligung auf die Suche nach einer Familienhilfe gehen. Damit verstreicht wiederum wertvolle Zeit.
Teilweise ist der Zeitraum, für den der Antrag gestellt wurde, dann schon vergangen, sodass ein neuer Antrag gestellt werden muss.
Kern des Antrags ist es, für unbürokratische und sehr schnelle Hilfen zu sorgen, denn eine wochenlange Wartezeit, nach der eine Krise eventuell schon „irgendwie“ überwunden wurde, ist für Familien und ihre Kinder in einer akuten Krise nach Auffassung der GRÜNEN zu lang. Möglich wäre es hier auch, dass die Stadt in Vorleistung geht, solange die Zusage der Krankenkasse nicht eingetroffen ist.
Allgemeiner Konsens ist, dass die ersten Tage und Wochen eines Säuglings besonders prägend unter Umständen für sein gesamtes Leben sind. Neuere Forschungen gehen von einer noch stärkeren Prägung als bisher angenommen – auch schon vor der Geburt – aus. So wirkt sich z.B. die Ausschüttung von Stresshormonen durch die Mutter deutlich aus, ebenso das Verhalten gestresster Eltern bzw. Alleinerziehender nach der Geburt.
In manchen Situationen des Lebens sind die Anforderungen zu schwer, um sie ohne Hilfe zu bewältigen. Solche Situationen können sein:
- die Geburt von Mehrlingen
- psychisch kranke Mutter bzw. Familienmitglieder
- Suchterkrankungen
- belastete Alleinerziehende
- Arbeitslosigkeit und finanzielle Not
- Gewalterfahrungen
Die Hilfe kann von der sozialpädagogischen Begleitung über Alltags- zu Haushaltshilfen reichen. Ziel ist immer die Hilfe zur Selbsthilfe. Die Erfahrung zeigt, je schneller Hilfe in akuten Krisen einsetzt, desto früher macht sie sich wieder überflüssig.
Wertvoll ist die „Nachbarschaftshilfe minikids“ der Caritas Karlsruhe. Sie kann aber den genannten Bedarf nicht abdecken, schon allein deshalb, weil die Zielgruppe hier Familien mit Kindern ab einem Jahr ist.
Die Frühen Hilfen in Karlsruhe sind vorbildlich und erreichen mit ihren niedrigschwelligen Angeboten sehr viele Familien. In dem genannten Bereich besteht allerdings nach Auffassung der GRÜNEN eine Versorgungslücke.
Unterzeichnet von:
Verena Anlauf Zoe Mayer Renate Rastätter
Stellungnahme der Stadtverwaltung für die Gemeinderatssitzung am 26.03.2019
Aus der Gemeinderatssitzung vom 26.03.2019:
Diese Stellungnahme klärt nicht alle Fragen: Wenn Familien kurzfristig Hilfe benötigen, z.B. nach der Geburt von Mehrlingen oder bei plötzlichen Erkrankungen, dauert es nicht selten Wochen, bis die zuständige Krankenkasse die nötigen Unterstützungen bewilligt. Wir wollten, dass die Stadt im Rahmen der Frühen Hilfen hier für schnelle Umsetzung sorgt, so dass sich die Belastungen der Familien nicht verfestigen. Es wurde erklärt, die werde bereits so umgesetzt; das Verfahren soll im Jugendhilfeausschuss dargestellt werden. Wir werden die uns vorliegenden Informationen damit abgleichen – und bei Bedarf erneut tätig werden.
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