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Grüne für ein Restaurant im Rheinstrandbad Rappenwört


Antrag soll Austausch zwischen Bäderbetrieben, Denkmalschutz und unabhängigen Expert*innen anstoßen

Die Grünen- Gemeinderatsfraktion will ermöglichen, dass das historische Restaurantgebäude im Rheinstrandbad und Park Rappenwört zukünftig wieder gastronomisch genutzt wird. Um dies zu erreichen, sollen sich die beteiligten Ämter mit der Denkmalschutzbehörde und Expert*innen darüber verständigen, wie durch neue Ideen und pragmatische Kompromisse eine wirtschaftlich darstellbare Sanierung möglich ist.

Verena Anlauf, Stadträtin und Mitglied im Bäderausschuss erläutert: „Wichtig ist, dass hier die zwei Ämter und unabhängige Expert*innen mit Flexibilität und Engagement darum ringen, dass eine gangbare Lösung gefunden wird. Eine solche Lösung sollte sowohl den Denkmalschutz an dem im Bauhausstil errichteten Ensemble genügen, als auch berücksichtigen, dass das Gebäude seit 1929 als Restaurant genutzt wurde und in dieser Funktion Teil des einzigartigen Volksparks war. Das gegenwärtige Problem ist unter anderem die Sanierung der Fundamente, die laut den Vorgaben des Denkmalschutzes zu sehr hohen Kosten führen würde. Es liegen Vorschläge für alternative und günstigere Bauverfahren vor. Dies gilt ebenso für notwendige Veränderungen der Raumaufteilung.“

Aus grüner Sicht kann es nicht im Sinn eines ganzheitlich verstandenen Denkmalschutzes sein, dass eine leere Gebäudehülle erhalten und betrieben wird, ohne dass deren ursprüngliche Funktion mit betrachtet wird. Ob dort eher ein Restaurant oder ein Café betrieben würde, wäre ebenfalls Gegenstand der Überlegungen. Michael Borner, Sprecher für Erinnerungskultur betont: „Karlsruhe hätte die Möglichkeit, das 100jährige Bestehen dieses besonderen Bades und Volksparks im Jahr 2029 mit einem großen Fest zu gestalten. Dazu sollte dann auch wieder eine Gastronomie im architektonischen Zentrum der Anlage gehören.“

Zum Hintergrund des Anliegens:

Der Restaurantbetrieb in dem 1929 erbauten Gebäude wurde 2015 beendet. Seitdem stellt sich der zentrale Bau als eine unansehnliche Baustelle dar. Das Restaurantgebäude ist wieder in städtischem Besitz, das Bäderamt ist dafür zuständig

Städtebaulich interessant an der Gesamtanlage Rappenwört sind sowohl die 1929 in der Weimarer Republik errichteten, dem Bauhaus nachempfundenen Gebäude, wie vor allem auch die Idee, die hinter der Anlage steht: Die Idee eines Volksparks entsprach in den zwanziger Jahren einer vollkommen neuen und demokratischen Vorstellung der Bedeutung von Volksgesundheit, von Bewegungsmöglichkeiten und Freizeitgesellschaft. Auch Menschen aus ärmeren Bevölkerungsschichten sollten sich erholen und Urlaub machen können. Mit diesen demokratischen Vorstellungen war Karlsruhe mit wenigen weiteren Städten Wegbereiterin in Deutschland. Der Volkspark Rappenwört ist in einer Linie z. B. mit dem Strandbad Wannsee in Berlin und der Volksparkbewegung der Weimarer Republik zu sehen.

Neben Baudenkmalen adeliger Herrscher*innen sind aus grüner Sicht auch Bauzeugen einer demokratischen gesellschaftlichen Neuausrichtung erhaltenswert. Es war schon ein Fehler, als die Ruine des Ständehauses abgerissen wurde.

Für die Bevölkerung, insbesondere des Karlsruher Westens, hat Rappenwört bis heute zu allen Jahreszeiten eine hohe Bedeutung – sowohl als größtes Freibad Karlsruhes als auch ganzjährig als Parkgelände: Dort können Kinder toben, Roller fahren, Ältere sonnen sich bei der ersten Frühjahrssonne. Das Freibad und der Park gehören zu den stärksten Besuchermagneten in Karlsruhe mit rund 200.000 Besucher*innen in warmen Jahren. Das Restaurant Rappenwört als zentrales Teil des Ensembles wird von der Bevölkerung vermisst, z.B. auch als Schutz bei schlechtem Wetter.

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