GRÜNE Veranstaltung zur Gemeinschaftsschule fand große Resonanz: Ergebnisse der Begleitstudie vorgestellt

In ihrer Begrüßung hob Stadträtin Renate Rastätter hervor, dass es in Karlsruhe mit den vier Gemeinschaftsschulen Augustenburg-Gemeinschaftsschule Grötzingen, Drais-Gemeinschaftsschule in Mühlburg, Anne-Frank-Gemeinschaftsschule in Oberreut, Ernst-Reuter-Gemeinschaftsschule in der Waldstadt bereits ein gutes Wahlangebot für die Familien gibt. Wichtig sei dabei die Qualität dieser neuen Schulform. Dazu hat die GRÜNE Gemeinderatsfraktion Prof. Dr. Thorsten Bohl, Leiter der wissenschaftlichen Begleitstudie zur Gemeinschaftsschule, eingeladen. In der von rund 80 Personen besuchten Bildungsveranstaltung der GRÜNEN Gemeinderatsfraktion stellte er die Ergebnisse dieser Studie im Detail vor.

Prof. Bohl führte aus, dass in der internationalen Bildungsforschung unbestritten sei, dass eine frühe Trennung von Schulkindern in leistungsgestufte Schulformen bestehende soziale Ungleichheiten, etwa durch das Bildungsniveau der Herkunftsfamilie, verfestigt. Dies führe zu individueller Ungerechtigkeit und zu einer mangelnden Ausschöpfung der Bildungspotenziale unserer Gesellschaft.
Mit der Gemeinschaftsschule wurde deshalb eine neue Schulform eingeführt, die allen Kindern individuelle Förderung sowie Abschlüsse ermöglicht, die ihrer Leistungsfähigkeit und -bereitschaft entsprechen. Dies schließt insbesondere auch Kinder mit besonderem Förderbedarf mit ein.

Prof. Dr. Bohl betonte: „Heterogenität gibt es heute in jeder Schule jeder Schulart. Die Gemeinschaftsschulen sind angetreten, um den Umgang damit professionell zu gestalten. Sie sind auf dem Weg – und von ihren Erfahrungen kann das gesamte Schulsystem profitieren!“

In der Diskussion wurde deutlich, dass es wichtig ist, dass Gemeinschaftsschulen auch gymnasiale Oberstufen anbieten können, um SchülerInnen mit hoher Leistungsfähigkeit anspruchsvolle Angebote zu machen – und zu erreichen, dass durchlässige und motivierende Schulstrukturen entstehen.

Die ZuhörerInnen – unter ihnen sehr viele SchulleiterInnen, LehrerInnen, vor allem auch von Gemeinschaftsschulen, Eltern, Hochschullehrende sowie zahlreiche Mitglieder der GRÜNEN Gemeinderatsfraktion – erfuhren mit großem Interesse, dass die Unterrichtsqualität sehr viel weniger von der Schulart an sich, sondern von der Qualität in der einzelnen Schule und der Kompetenz der Schulleitungen und Lehrkräfte beeinflusst wird. Die Studie belegt, dass an Schulen, in denen die Schulleitung einen guten Führungsstil ausübt und im Kollegium eine enge fachliche und pädagogische Kooperation gepflegt und ständig weiterentwickelt wird, diese Qualität stabiler und insgesamt höher ist.

Aus der Studie können sechs wesentliche Bereiche zur Weiterqualifizierung von LehrerInnen abgeleitet werden: unter anderem der Umgang mit behinderten Kindern, die Entwicklung von Beurteilungssystemen jenseits von Schulnoten, der didaktische Umgang mit unterschiedlichen Kindern, der gezielte Einsatz von individualisierten Lernformen. Prof. Bohl bewertet es als positiv, dass diese Empfehlungen durch das Kultusministerium als Themen für die LehrerInnenfortbildung aufgegriffen werden.

Zu den Ausführungen fand eine rege Debatte statt. Vor allem wurde betont, dass die Pädagogenteams an den neu gegründeten Gemeinschaftsschulen sich mehr Zeit für die Teamarbeit und die Ausgestaltung der pädagogischen Konzepte wünschen. Als Belastung werden derzeit die umfangreichen Neu- und Umbaumaßnahmen bewertet, die allerdings notwendig sind, um ideale Voraussetzungen für die neuen pädagogischen Anforderungen zu schaffen.

In ihrem Schlusswort appellierte Renate Rastätter, langjährige Verfechterin der Gemeinschaftsschule und schulpolitische Sprecherin der Gemeinderatsfraktion, daher an die Landesregierung, alle Schulen – egal ob Gemeinschaftsschule oder andere Schularten – gut auszustatten.

„Wir GRÜNE sind davon überzeugt, dass die Ergebnisse dieser hervorragenden Begleitstudie dazu beitragen werden, die Stärken und positiven Bewertungen der Gemeinschaftsschule zu verdeutlichen, aber auch wichtige Anhaltspunkte zur weiteren Verbesserung zu liefern. In Karlsruhe werden wir GRÜNE auch weiterhin die vier Gemeinschaftsschule so unterstützen, dass sie ein gutes Wahlangebot für die Familien gewährleisten können“, so Rastätter abschließend.

Der Abschlussbericht der der wissenschaftlichen Begleitforschung (WissGem) ist unter dem Titel Die Einführung der Gemeinschaftsschule in Baden-Württemberg, herausgegeben von Thorsten Bohl & Albrecht Wacker (Hrsg.) mittlerweile als Buch erschienen.

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