GRÜNE: Armutsrisiko für Karlsruherinnen und Karlsruher deutlich gestiegen

Die GRÜNE Gemeinderatsfraktion und die GRÜNE Bundestagsabgeordnete Sylvia Kotting-Uhl schlagen Alarm: Eine aktuelle Veröffentlichung des Amtes für Stadtentwicklung Karlsruhe zeigt eine deutliche Zunahme sowohl von Zweitjobbern als auch von Personen, die trotz Arbeit aufstockende Leistungen des Jobcenters erhalten. Ebenso gibt es immer mehr Menschen, die trotz Rente arbeiten.

Waren 2005 noch etwa 10 000 Personen in einem Zweitjob neben ihrer eigentlichen Erwerbstätigkeit beschäftigt, so stieg deren Zahl um ca. 40% auf über 14 000 Personen im Jahre 2011. „Das sind Menschen die arbeiten, aber Faktoren wie niedrige Löhne, Leiharbeit und befristete Beschäftigung sichern weder ihre Existenz noch ermöglichen sie eine zukunftsgerichtete Lebensplanung“, so  Stadtrat Michael Borner und Stadträtin Uta van Hoffs, arbeitsmarktpolitische Sprecher/innen der GRÜNEN Gemeinderats-fraktion.

Gestiegen um über 35% auf 4 100 Personen ist auch die Anzahl derer, die trotz Vollzeit-Erwerbstätigkeit aufstockende Leistungen des Jobcenter Karlsruhe benötigen, damit sie überhaupt erst auf Hartz-Niveau kommen. „Wenn über 4 100 Personen in Karlsruhe vom Lohn ihrer Arbeit inzwischen nicht mehr leben können und auf ergänzende Hilfen angewiesen sind, dann ist das alarmierend und skandalös. Arbeitgeber, die derart niedrige Löhne zahlen, handeln unverantwortlich und schaden so der Gesellschaft“, so Stadträtin van Hoffs.

Ein Leben lang gearbeitet zu haben und im Ruhestand trotzdem zu wenig Geld zum Leben – dieses Schicksal trifft immer mehr Rentner/innen auch in Karlsruhe. So stieg deren Zahl seit 2007 um über 10% auf über 3100 Personen Ende 2011. „Wir sehen darin ein Indiz für zunehmende Altersarmut. Viele Rentner/innen könnten sich nur noch mit Minijobs finanziell über Wasser halten. Die weitaus meisten üben diese wenig attraktiven Jobs aus, um ihre karge Rente aufzubessern“, so Stadtrat Borner.

Weiterhin arbeiten über 23 000 Beschäftigte in Karlsruhe ausschließlich in geringfügigen Beschäftigungsverhältnissen. Mit einer Frauenquote von über 60% sind diese Minijobs nach wie vor eine Frauendomäne und gleichzeitig eine Hauptursache für weibliche Altersarmut. „Viele Tausende Frauen in Karlsruhe müssen befürchten, im Rentenalter in Armut zu leben. Gefährdet sind vor allem diejenigen, die viele Jahre lang einen Minijob hatten“, so die GRÜNEN. Auch stieg die Zahl der Frauen, die neben ihrer regulären Tätigkeit noch einen Zweitjob annehmen müssen um 40%, auf 8 000 Frauen. Viele dieser Frauen kommen aus dem Niedriglohnsektor und müssen sich und ihre Familie mit einem Zweitjob finanziell über Wasser halten.

Neben all dem persönlichen Leid, sehen die GRÜNEN auch eine Welle erhöhter Sozialausgaben auf die Stadt Karlsruhe zu rollen. „Wenn wir heute nicht diesem Trend entgegen wirken, so sind sich van Hoffs und Borner sicher, werden künftig die kommunalen Transferleistungen für Kosten der Unterkunft oder Wohngeld in die Höhe schnellen. Schon heute werden, mit Unterstützung des Bundes,  für Kosten der Unterkunft und Heizung seitens der Stadt Karlsruhe über 50 Millionen Euro jährlich aufgewandt.“

„Deutschland braucht einen gesetzlichen Mindestlohn und darüber hinausgehende branchenspezifische Mindestlöhne. Die Zeitarbeit muss reguliert werden und die Befristung von Beschäftigungsverhältnissen eingedämmt werden. Geringqualifizierte müssen zu Qualifizierungsgewinnern werden. Es muss weiter in die schulische und berufliche Qualifikation der Arbeitslosen investiert werden. Nur mit diesen Maßnahmen schaffen wir Zugänge zu Arbeit, die dann auch fair entlohnt wird. Wer zusätzlich nebenher arbeitet hat weniger Zeit für Hobbys, Erholung und soziale Kontakte. Das macht Menschen einsam und krank. Der Mensch und seine Teilhabe an der Gesellschaft muss daher wieder stärker in den Mittelpunkt politischer und wirtschaftlicher Entscheidungen gestellt werden“, so die Bundestagsabgeordnete Sylvia Kotting-Uhl abschließend.

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