Antrag
- Die Stadtverwaltung wird beauftragt, Karlsruher Kriegs-/Kriegerdenkmäler zu benennen, die
– sich gegen demokratische Grundsätze richten,
– für eine Verherrlichung des Krieges und
– für eine offene Heldenverehrung stehen. - Die Stadtverwaltung unterbreitet dem Gemeinderat Vorschläge für eine Kommentierung (Informationstafeln oder in künstlerischer Art) der beanstandeten Kriegsdenkmäler.
Sachverhalt/Begründung
Es gibt im Stadtgebiet zahlreiche Denkmäler, die sich mit verschiedenen Kriegen und ihren Folgen befassen. Insbesondere nach dem Ersten Weltkrieg, aber auch schon nach dem Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 entstanden steinerne Exponate der damaligen Gedenkkultur, die der Trauer von Familien und bürgerlichen Gemeinschaften über ihre getöteten Söhne, Ehemänner und Mitglieder Ausdruck verliehen – gleichzeitig häufig jedoch einem heute nicht mehr zu unterstützenden militaristischen und undemokratischen Weltbild folgten.
Auch in Karlsruhe wird an mehreren Kriegsdenkmälern der Tod der Kriegsopfer nachträglich glorifiziert, um ihm dadurch scheinbar einen „Sinn“ zu geben.
So lautet die Inschrift am Leibdragonerdenkmal am Mühlburger Tor:
DU STIRBST – BESITZ STIRBT – DIE SIPPEN STERBEN.
EINZIG LEBT – WIR WISSEN ES – DER TOTEN TATENRUHM.
Hierdurch wird der Krieg verharmlost und idealisiert: Die Toten werden zu Helden verklärt, denen künftige Generationen nacheifern und ihrerseits in den Tod ziehen sollten.
Kriegerdenkmal Mühlburg:
DAS TOTENMAL SPRICHT / DIENST AN DEUTSCHLAND IST PFLICHT / ARBEIT FÜRS VOLK IST GEWINN / BRAUCHT DEIN VOLK DEIN LEBEN / SO GIB ES HIN.
Bei anderen Kriegsdenkmälern in Karlsruhe wird pauschal „DEN OPFERN“ gedacht wie z. B. am Kriegerdenkmal Neureut. Auf diesen Denkmälern wird weder nach Tätern noch nach der Verantwortlichkeit für Kriegshandlungen gefragt. Gedacht wird lediglich deutscher Soldaten; Opfer deutscher Militärhandlungen in anderen Ländern werden nicht thematisiert.
Die GRÜNEN möchten die Ergebnisse des Symposiums „Vom Umgang mit ‚schwierigen Denkmälern’ – abräumen oder damit leben?“ vom 6. November 2014 in der Erinnerungsstätte Ständehaus auch auf aus heutiger Sicht kritisch zu betrachtende Kriegs-/ Kriegerdenkmäler aus der Zeit vor dem Nationalsozialismus übertragen.
Wir regen daher an, auch diese Kriegs-/ Kriegerdenkmäler durch Informationstafeln oder in künstlerischer Art zu kommentieren. Auf diesem Weg kann den Besucher/innen des Denkmals historische Hintergrundinformation und Anregungen zur kritischen Auseinandersetzung vermittelt werden.
Unterzeichnet von:
Bettina Lisbach Michael Borner Joschua Konrad Renate Rastätte
Stellungnahme der Stadtverwaltung für die Gemeinderatssitzung am 29.09.2015
Aus der Gemeinderatssitzung am 29.09.2015:
Die Stadtverwaltung sah grundsätzlich die Notwendigkeit einer solchen Ergänzung und schlug deshalb vor, das weitere Vorgehen im Kulturausschuss zu beraten. In der Debatte wurde von uns noch der Wunsch vorgetragen, dass spätestens 2018, dem Jahr des 100. Jahrestages der Beendigung des 1. Weltkrieges, die Kommentierungen der beanstandeten Kriegsdenkmälern abgeschlossen sein sollten.
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