Beitrag für die Stadtzeitung von Jorinda Fahringer
Die Nutzungskonkurrenz im öffentlichen Raum, der Wettkampf um die Quadratmeter, nimmt immer mehr zu. Attraktive Aufenthaltsräume ebenso wie Grünoasen für die Klimaanpassung sollen entstehen. Schwerpunkte der Mobilität verändern sich, wie etwa der Bedarf nach mehr Radwegen statt Autostraßen, und Menschen mit geringem Einkommen wohnen eng zusammen und sind auf öffentlichen Raum angewiesen. Auslagen mit den aktuellen Angeboten brauchen ebenso Platz wie das Tischchen der Espresso-Bar oder die Bank um die Baumscheibe.
Wird der öffentliche Raum als Konsumraum genutzt, steht er anderen, die nicht konsumieren wollen oder können, nicht zur Verfügung. Bei der Frage, welche Teilöffentlichkeit ein Raum gerade bedient, welchen Zweck er erfüllt, ist zu klären: Wer ist da und wer ist nicht da, nicht sichtbar? Auch für diese Gruppen müssen wir Angebote schaffen und den öffentlichen Raum so verteilen, dass auch für sie attraktive Außenflächen zur Verfügung stehen. Beispielsweise sollen sich Menschen mit Behinderung frei bewegen können und Jugendliche brauchen Abhängplätze im Freien, wo auch mal Musik gespielt werden kann ohne Konsumzwang.
Spielstraßen als Kommunikationsräume
Wie wichtig die Bewegung und das Spiel an der frischen Luft besonders für die Kinder ist, haben Eltern erneut in Zeiten des beschränkten Ausgangs während der Corona-Pandemie erlebt. Deshalb fordern wir GRÜNE den Ausbau von (temporären) Spielstraßen. Sie bieten nicht nur Kindern einen wertvollen Begegnungs- und Bewegungsraum. Sie dienen als Gelegenheit, Nachbar*innen kennenzulernen und mit Menschen im Quartier Netzwerke zu knüpfen. Das führt zu zwischenmenschlichem Austausch, zu mehr Nähe und gegenseitiger Unterstützung im Quartier.
Im Rahmen von Aktionen, die mindestens einmal jährlich stattfinden, können Straßenabschnitte vorübergehend umgewidmet und ihre Nutzung als Spielstraße erprobt werden. Das ist bei der Aktion „Karlsruhe spielt!“ im Rahmen der Europäischen Mobilitätswochen im September 2021 bereits erfolgreich passiert und soll fortgeführt werden.
Carsharing verringert Raumbedarf fürs Parken
Parkende Autos sind nicht nur auf Spielstraßen störend. Sie nehmen durch ihre hohe Anzahl einen viel zu großen Teil des Verkehrsraums ein. Deshalb unterstützen wir GRÜNE das Anliegen der Landesregierung, den Straßenraum gerechter zu verteilen. Der öffentliche Raum soll nicht weiter als beinahe gratis Parkplatz herhalten. Für uns GRÜNE ist der im Gemeinderat gefundene Kompromiss von 180 Euro pro Jahr für das Bewohner*innenparken ein erster Schritt in diese Richtung. Laut Berechnungen der Stadtverwaltung orientiert am wirtschaftlichen Wert der Parkmöglichkeiten wären auch 360 Euro denkbar. Zudem sollen die Parkzonen für Bewohner*innen ausgeweitet werden. Dafür will uns die Verwaltung im Februar einen Vorschlag machen. Ein guter Anlass, die Notwendigkeit eines eigenen Autos zu hinterfragen und auf Carsharing umzusteigen. Parkplatzsuche, Reifenwechsel und die Rechnungen des Kfz-Betriebs gehören dann der Vergangenheit an. Zudem entsteht mehr Platz für vielfältige Nutzungen.
Raum für Veränderung
Es ist nicht leicht, von gewohntem Verhalten und veralteten Technologien Abstand zu nehmen und Neues auszuprobieren. Doch so lernen wir und entwickeln uns weiter.
Jorinda Fahringer,
Co-Fraktionsvorsitzende
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