Beitrag für die Stadtzeitung von Renate Rastätter
Wir GRÜNE freuen uns, dass der von uns 2017 im Gemeinderat beantragte Masterplan für Biodiversität jetzt vorliegt. Seit vielen Jahren beschleunigt sich das Artensterben von Wildbienen und Schmetterlingen sowie Vögeln. Ursächlich dafür sind die ausgeräumte Agrarlandschaft, der Einsatz von Pestiziden und das dadurch bedingte Verschwinden von artenreichen natürlichen Pflanzengemeinschaften. Die Städte könnten dadurch zu einem Refugium bedrohter Arten werden.
Auch in Karlsruhe sind viele Arten bedroht. Mit den vorgesehenen Maßnahmen soll hier die Artenvielfalt gesichert und verbessert werden.
Eine vielfältige Kultur- und Naturlandschaft trägt zur Lebensqualität bei und sichert die Lebensgrundlagen auch künftiger Generationen.
Biodiversität im urbanen Raum
Dieses Gesamtkonzept bezieht erstmals im verdichteten urbanen Raum alle unbebauten Flächen ein. Damit übernimmt Karlsruhe eine Pionier- und Vorbildfunktion für andere Städte.
Das Biodiversitätskonzept orientiert sich am Prinzip des Nationalparks. Auf Eingriffe wird weitgehend verzichtet. Denn es sollen nicht möglichst viele Arten nach dem „Samentütenprinzip“ gefördert werden, sondern die Arten, für die jeweils die naturräumlichen Voraussetzungen bestehen. Nur dann gibt es für seltene und bedrohte Arten eine Entwicklungschance. Es gibt Wildbienenarten, die jeweils auf nur auf eine Blütenart als Futterpflanze spezialisiert sind. Verschwindet diese, verschwindet auch die Wildbiene. Derzeit sind 31 Wildbienenarten vom Aussterben bedroht und 197 sind gefährdet.
In Karlsruhe gibt es zehn verschiedene Landschaftsformen, u. a. feuchte Rheinauen, der trockene Hardtwald, der Bergwald sowie Streuobstwiesen und 729 geschützte Biotope. Wir haben ein hohes Entwicklungspotenzial, für das wir die Verantwortung tragen.
Maßnahmen und Monitoring
Im Biodiversitätskonzept sind insgesamt 83 Maßnahmen benannt.
Zu den strukturellen Maßnahmen gehört die frühzeitige Verankerung der Biodiversität in alle Planungen der Verwaltung und politische Entscheidungen. Damit können Maßnahmen zum Erhalt und zur Sicherung der Biodiversität bereits am Anfang berücksichtigt werden.
Allgemeine Maßnahmen sind u. a. eine Wiedergewinnung von Standorten sowie die Förderung der ökologischen Landwirtschaft. Dazu haben wir GRÜNE bereits einen Antrag in den Gemeinderat eingebracht.
Fachbezogene Maßnahmen beinhalten u. a. die Förderung von zusammenhängenden Biotopvernetzungen, Datenerhebungen, Monitoring und Evaluation der Maßnahmen.
Beteiligung der Stadtgesellschaft
Bei der Erarbeitung des Konzepts durch ein Fachinstitut wurden auch Naturschutzverbände, Hochschulen und andere Fachleute beteiligt.
Es ist ausdrücklich erwünscht, dass sich bei der Umsetzung der Maßnahmen auch interessierte Bürger*innen beteiligen, etwa mit eigenen Flächen oder beim Monitoring der Artenentwicklung. Dafür wird es spezielle Schulungen geben.
Besonders wichtig ist für uns GRÜNE die Einbeziehung von Kindergärten und Schulen. Denn aktuelle Studien zeigen einen erschreckenden Mangel an Naturkenntnissen bei Kindern und Jugendlichen. Dabei wissen wir: Nur was man kennt, schützt man auch.
Haushaltsmittel für Biodiversität
Die Umsetzung des Konzepts gibt es nicht zum Nulltarif. Deshalb haben wir bei den Haushaltsberatungen 100.000 Euro dafür beantragt. Denn wie beim Klimaschutz haben wir auch beim Erhalt der Biodiversität keine Zeit mehr zu verlieren. Beides gehört zusammen wie die zwei Seiten einer Medaille.
Ich wünsche Ihnen besinnliche Adventstage.
Bleiben Sie gesund!
Renate Rastätter
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