Einrichtung eines Runden Tisches zur „HIV-Prävention und PrEP-Versorgung“

Antrag zur Vorberatung im Fachausschuss

1. Die Stadtverwaltung stellt die aktuelle Lage in der HIV-Prävention, insbesondere im Bereich Testangebote und Versorgung mit der HIV-Prä-Expositionsprophylaxe (PrEP) in Karlsruhe dar.

2. Um die Lage in voller Detailschärfe zu erfassen und notwendige Maßnahmen zur Verbesserung zu erarbeiten, richtet die Stadtverwaltung einen Runden Tisch zur „HIV-Prävention und PrEP-Versorgung“ ein. An diesem sollen die Kassenärztliche Vereinigung, das Städtische Klinikum, das Gesundheitsamt Karlsruhe und ZeSIA (AIDS-Hilfe Karlsruhe e.V.) beteiligt werden.

Begründung/Sachverhalt

Für die anonyme Testung auf HIV und andere sexuell übertragbare Erkrankungen im Gesundheitsamt Karlsruhe ist eine telefonische Terminvereinbarung notwendig. Bei einem Anruf im Gesundheitsamt zur Terminvereinbarung am 13.02.2024 für eine Testung war das früheste Angebot für einen Termin am 08.04.2024, also fast acht Wochen später. Eine lange Wartezeit kann bei unentdeckten Infektionen zu einer Weiterverbreitung führen. Der Anruf und die lange Wartezeit können zudem eine hohe Zugangsbarriere bedeuten. Früher waren Testungen beim Gesundheitsamt ohne Anmeldungen möglich. Dies konnte jedoch eine lange Wartezeit vor Ort sowie zahlreiche Begegnungen mit anderen Menschen bedeuten. Beide Angebote, mit und ohne Anmeldung, haben somit aus unserer Sicht ihre Berechtigung.

Testungen bei vorliegenden Infektionen und nach deren Behandlung liegen in der Verantwortung der behandelnden Ärzt*innen. Wird diese Aufgabe verstärkt vom Gesundheitsamt übernommen, könnte dies dort zu Kapazitätseinschränkungen führen.

In Karlsruhe gibt es nach unserer Information derzeit eine Praxis, die PrEP zur HIV-Prävention mit ca. 200 Plätzen für Karlsruhe und die ganze Region verordnet. PrEP, die sogenannte Prä-Expositionsprophylaxe, ist ein Medikament, das eingenommen wird, um vor einer HIV-Infektion zu schützen. Alle Menschen mit einem erhöhten Infektionsrisiko haben seit dem 01. September 2019 Anspruch auf ärztliche Untersuchung, Beratung und Arzneimittel zur Vorsorge (siehe: https://www.bundesgesundheitsministerium.de/terminservice-und-versorgungsgesetz/prep)

PrEP empfiehlt sich insbesondere bei Männern, die Sex mit Männern haben (MSM) und bei trans Personen, insbesondere wenn sie Analverkehr praktizieren und dies teilweise mit erhöhtem Risiko. Auch für Partner*innen von Menschen mit HIV, die keine Therapie machen, bei denen diese nicht richtig wirkt oder noch keine sechs Monate wirkt, empfiehlt sich die PrEP. Genauso auch für Menschen, die Sex mit Partner*innen haben, bei denen eine unerkannte HIV-Infektion wahrscheinlich ist. Auch für Menschen, die Drogen ohne sterile Spritzbestecke injizieren, ist die PrEP empfohlen. (siehe: https://www.aidshilfe.de/hiv-prep#f-r-wen-wird-die-prep-empfohlen-)

Während in ganz Deutschland zu Beginn des Jahres über die knapp werdende PrEP-Medikation geklagt wurde, ist es in Karlsruhe fast unmöglich, überhaupt erst ein Rezept hierfür zu bekommen. Dazu braucht es Ärzt*innen, die diese verordnen, genauso wie Hospitationsplätze zur Erlangung der entsprechenden Zulassung. Zur Erreichung des WHO-Ziels, die HIV-Neuinfektionen bis 2030 auf nahezu Null zu senken, spielen genügend Plätze zur PrEP-Versorgung eine genauso große Rolle wie ein kostenloses Testangebot für Risikogruppen.

Der Runde Tisch kann einen wichtigen Beitrag leisten, Lösungen zur Deckung der Bedarfe zu erarbeiten und so einen Weg aufzeigen, wie das WHO-Ziel auch in Karlsruhe erreicht werden kann.

Unterzeichnet von:
Niko Riebel, Jorinda Fahringer, Verena Anlauf, Benjamin Bauer

In der Sitzung des Ausschusses für Umwelt und Gesundheit AUG am 16.05. 2024 wurde die bestehende Situation ausführlich dargestellt und unserem Anliegen, einen Runden Tisch durchzuführen, wurde stattgegeben: Das Gesundheitsamt, die Kreisdärzteschaft, das Städtische Klinikum Karlsruhe und das Zentrum für sexuelle Gesundheit, Identität und Aufklärung (ZeSIA) befürworten die Einrichtung eines Runden Tisches zum Thema HIV-Prävention und HIV-Prä-Expositionsprophylaxe (PrEP)-Versorgung in Karlsruhe. Die Koordination des Austauschs übernimmt das Gesundheitsamt Karlsruhe.

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