Förderung des regionalen Handwerks

Anfrage:

  1. Wie schätzt die Verwaltung die derzeitige Situation und Entwicklung von Handwerksbetrieben in Karlsruhe ein und wie wird die Situation im Vergleich zu anderen Kommunen gesehen?
  2. Wie bewertet die Stadt Karlsruhe die strategischen Konzepte zur Handwerksförderung anderer deutscher Kommunen und wo werden Potentiale zur Übertragung auf das geplante Karlsruher Aktionsprogramm Handwerk gesehen?
  3. Wie unterstützt die Wirtschaftsförderung bestehendes Handwerk und die Neugründung von Handwerksbetrieben in Karlsruhe strategisch? Welche Ziele werden dabei verfolgt?
  4. Sieht die Stadtverwaltung Bedarf zur Erweiterung, Umstrukturierung, Ergänzung oder Modernisierung des Handwerkerhofes in Karlsruhe?
  5. Welche Förderungen und Projekte auf Bundes- und Landesebene zur Förderung des regionalen Handwerks existieren und wie schätzt die Stadt Karlsruhe ihre Potentiale für Karlsruhe ein?
  6. Wäre ein Mittelstands 4.0-Kompetenzzentrum eine sinnvolle Ergänzung zur Lernfabrik 4.0 oder entstünden dadurch Doppelstrukturen? Welche Anforderungen müsste die Stadt Karlsruhe erfüllen, um ein Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum für Karlsruhe zu gewinnen und welche Anstrengungen sind hier bereits erfolgt oder geplant?

Sachverhalt/Begründung

Die Technologieregion Karlsruhe ist in hohem Maße auf funktionierende regionale Handwerksstrukturen angewiesen. So sind Handwerksbetriebe unabdingbar, um Modernisierungen und Innovation in Karlsruhe umzusetzen und Beratungsmöglichkeiten vor Ort anzubieten.  

Nur durch ein starkes regionales Handwerksangebot ist es möglich, strategische Anliegen der Stadt Karlsruhe in Bereichen wie Energieeffizienz, Ressourceneinsparungen oder altersgerechte Lösungen umzusetzen.  

Das Karlsruher Handwerk hat dabei mit großen Herausforderungen zu kämpfen, wie das bundesweite Problem der Nachwuchsgewinnung, sinkender Attraktivität von Handwerksberufen und einem hohen Bedarf an Innovationsfähigkeit. Das Handwerk in Karlsruhe zu unterstützen und zu erhalten, ist aus GRÜNER Sicht deshalb ein wichtiges Ziel für Karlsruhe.

In Karlsruhe gibt es bereits einige Ansätze zur Unterstützung des regionalen Handwerks, wie der Handwerkerhof Karlsruhe, der sich mit einer hohen Auslastung von 95 % großer Beliebtheit erfreut. Das Thema der Handwerksförderung und bestehende Ansätze sollen laut Informationen der Wirtschaftsförderung durch ein Karlsruher Aktionsprogramm Handwerk in der kommenden Zeit gebündelt werden. Diese Bündelung erfordert zusätzlich ein strategisches Konzept der Handwerksförderung, um den zukünftigen Herausforderungen zielgerichtet zu begegnen. Ziel sollte es sein, junge Handwerksbetriebe zu unterstützen, technische Entwicklungen im Rahmen von Industrie 4.0 zu begleiten und Problemen der Nachwuchsfindung entgegenzuwirken, um das Handwerk bedarfsgerecht zu unterstützen.

Viele deutsche Kommunen, dabei vor allem Großstädte, haben zur Unterstützung des regionalen Handwerks bereits weitgehende Konzepte zur Handwerksförderung aufgelegt.

Die Stadt Frankfurt hat in Kooperation mit der Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main so beispielsweise im Jahr 2012 das „Entwicklungsprogramm Frankfurter Handwerk” eingeführt. Dieses umfasst Maßnahmen wie die Etablierung eines „Arbeitskreises Vergabe“ für die öffentliche Vergabe von Aufträgen im Sinne einer verstärkten Beteiligung des regionalen Handwerks. Weitere Ansätze umfassen beispielsweise die Ausweisung von Handwerkerhöfen in Gewerbegebieten zur Flächensicherung für das Handwerk, die Erarbeitung eines Konzepts „Frauen in das Handwerk“ oder das IUBA* Projekt mit Fokus auf UnternehmerInnen mit Migrationshintergrund für eine attraktive Form der Ansprache internationaler Unternehmen und Auszubildenden. Das bereits vierte Aktionsprogramm Handwerk Berlin von 2015 umfasst in seiner neusten Form Maßnahmen wie höhere Wertgrenzen für öffentliche Ausschreibungen, eine Sicherung der Meistergründungsprämie und die Gewinnung von StudienabbrecherInnen für eine Karriere im Handwerk.

Auch andere Bereiche der Handwerksförderung wie die kommunale Unterstützung von Teilzeitausbildungen oder die Gewinnung von Geflüchteten für das Handwerk werden von Kommunen in verschiedener Form aufgegriffen.

Um auf die Herausforderungen des technologischen Wandels zu reagieren und das Handwerk zu stärken, werden auch von Bund und Land Initiativen ergriffen. In Karlsruhe entsteht in diesem Sinne derzeit eine durch Landesmittel und Sponsorengelder unterstützte gemeinsame Lernfabrik 4.0 der beruflichen Bildungsstätten Carl-Benz- und Heinrich-Hertz-Schule. Ein auf Bundesebene bereits sehr fortgeschrittenes Projekt ist die vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie betriebene Einrichtung von Mittelstand 4.0-Kompetenzzentren.

Durch Beratung, Schulungen und Demonstrationsmöglichkeiten sollen so speziell mittelständische Unternehmen und Handwerksbetriebe bei der Digitalisierung und Vernetzung sowie Anwendung von Industrie 4.0 bundesweit unterstützt werden. Bereits in elf Kommunen gibt es Kompetenzzentren, weitere Zentren in anderen Kommunen sind bereits geplant.

Unterzeichnet von:

Zoe Mayer,  Joschua Konrad,  Verena Anlauf,  Istvan Pinter,  Dr. Ute Leidig,  Renate Rastätter

*(Internationale Unternehmen bilden aus)

Stellungnahme der Stadtverwaltung für die Gemeinderatssitzung am 27.06.2017

Aus der Gemeinderatssitzung am 27.06.2017:

Die Stadtverwaltung erklärt die bisherigen Aktivitäten der Wirtschaftsförderung in jeder Hinsicht für ausreichend. Allerdings soll nun doch für den Handwerkerhof im Rheinhafen durch eine Potenzialanalyse überprüft werden, ob das bestehende Angebot dem aktuellen Bedarf überhaupt noch entspricht.

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