Anfrage
1. Befinden sich in städtischen Museen, Kunstsammlungen oder Archiven koloniale Kulturgüter und/oder Darstellungen mit kolonialen Hintergründen?
Falls ja,
a) um welche Objekte handelt es sich und aus welchen Ländern stammen diese?
b) hat die Stadtverwaltung bereits eine Planung, wie mit diesen Objekten zukünftig umgegangen werden soll?
2. Sind der Stadtverwaltung Werke von bildender und darstellender Kunst in den städtischen Museen, Kunstsammlungen und Archiven bekannt, die kolonialen Rassismen unterliegen?
Falls ja,
a) um welche Objekte handelt es sich?
b) hat die Stadtverwaltung bereits eine Planung, wie mit diesen Objekten zukünftig umgegangen werden soll?
Sachverhalt / Begründung: |
In der Städtischen Galerie Karlsruhe wurde von 2016 bis 2018 Provenienzforschung betrieben. Im Fokus dieser Provenienzforschung stand die Aufarbeitung der Ankäufe durch die Stadt Karlsruhe, die sie in der Zeit des Nationalsozialismus getätigt hatte.
Jedoch müssen wir uns auch die Frage stellen, wie wir mit Kulturgütern in den Karlsruher Sammlungen umgehen, die im kolonialen Kontext erworben oder geschenkt wurden. Die Provenienzforschung ist ein wichtiger Teil der Aufarbeitung unserer Vergangenheit. Auch wenn Karlsruhe keine klassische ethnologische Sammlung hat, stellt sich unserer Meinung nach auch in unseren Museen/Sammlungen/ Archiven die Frage, ob es Kulturgüter aus kolonialer Herkunft gibt und wie Darstellungen aus dieser Zeit gekennzeichnet werden. Denn Objekte können auch koloniales Denken widerspiegeln oder Stereotype transportieren, welche kolonialen Rassismen unterliegen. Daher müssen wir uns auch in Karlsruhe unserer historischen Verantwortung in diesem Themenbereich stellen. Dabei gilt es zunächst zu ermitteln, ob in den städtischen Museen / Archiven Objekte vorhanden sind, die im kolonialen Kontext erworben wurden.
Neben den klassischen Ausstellungsgütern gibt es auch Werke der bildenden und darstellenden Kunst, die kolonialen Rassismen unterliegen. Hier ist in der Regel eine Bewertung von Zweck, Absicht und Wirkung des Objekts erforderlich. Nach der Bewertung muss dann entschieden werden, wie mit dem Objekt weiter umgegangen wird.
Unterzeichnet von:
Michael Borner Renate Rastätter Jorinda Fahringer
Thorsten Frewer Christine Weber Verena Anlauf
Zur Gemeinderatssitzung am 19.09.2023 erhielten wir eine ausführliche Antwort, aus der hervorgeht, dass dieses Thema bei den städtischen Sammlungen aufgrund deren Entstehungsgeschichte so gut wie nicht vertreten ist. Es ist – auch mit grüner Unterstützung – eine Publikation in Arbeit, die die koloniale Geschichte und koloniale Bezüge der Stadt Karlsruhe darstellen wird.
Im März 2024 werden in einem Vortrag hierzu erste Forschungsergebnisse vorgestellt.
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