GRÜNE und Bänke aus Tropenholz auf dem Marktplatz? Wie passt das zusammen?

Wir Grüne haben dem Tropenholz für die Bänke zugestimmt. Für das Nutzungskonzept kommt nur ein sehr robustes, belastbares und langlebiges Holz in Frage. Das Tropenholz ist für uns vertretbar, denn das Holz kommt aus langjähriger nachhaltiger Forstwirtschaft. Es kann detailliert nachvollzogen werden, wo das Holz genau angebaut wurde und welche ökologischen und sozialen Rahmenbedingungen vorliegen. Außerdem wird durch die wirtschaftliche Zusammenarbeit der „Faire Handel“ mit Ländern des globalen Südens unterstützt, sodass diese ihre natürlichen Ressourcen nachhaltig nutzen und mit diesen handeln können.

Gutes Nutzungskonzept für Besucher*innen des Marktplatzes

Die Bänke wurden in einem langen Verfahren gemeinsam mit einem Architekturbüro erarbeitet, das für die gesamte Platzgestaltung beauftragt wurde. Sie waren ein Baustein im Gesamtkonzept für den Marktplatz. Ihre Gestaltung zielte darauf ab, dass sie für viele verschiedene Personengruppen einladend und komfortabel gestaltet sind, um gut angenommen zu werden. Die Bänke sollen zum Verweilen einladen und nicht nur bloße Wartebänke wie an einer Bushaltestelle sein.

Ein wichtiger Baustein dafür ist die Größe der Bänke, die es erlaubt, dass sich auch einander fremde Menschen auf dieselbe Bank setzen, da keine unmittelbare Nähe erzwungen wird, wenn mehrere Menschen auf derselben Bank sitzen. Die Größe der Bank bedingt besondere technische Rahmenbedingungen. Nach Aussage des Gartenbauamts kommen nur wenige Hölzer überhaupt dafür in Frage: Eiche wäre möglich, die im Holz enthaltene Gerbsäure würde aber auf lange Sicht Verunreinigungen des Platzes und auch an Kleidungsstücken verursachen und ist daher nicht zu empfehlen. Robinie wäre nur bei kürzeren Bänken möglich, da sich das Holz zu sehr verwindet. Dies würde bei der vorgestellten Bankform zu Schäden und frühzeitigen Reparaturen führen.

Tropenholz aus nachhaltiger Forstwirtschaft

Das Iroko-Tropenholz erfüllt auf optimale Weise die technischen Anforderungen. Es ist robust, langlebig und verformt sich nicht. Es handelt sich um FSC-zertifiziertes Holz. Das Zertifikat allein hat uns nicht gereicht. Denn auch bei einer FSC-Zertifizierung müssen zusätzlich verschiedene problematische Aspekte kritisch hinterfragt werden:

  • Wo kommt das Holz genau her?
  • Handelt sich um Plantagenholz oder um nachhaltige Waldwirtschaft?
  • Kann sichergestellt werden, dass es sich nicht um wild oder illegal geschlagenes Holz handelt?
  • Welche ökologischen Rahmenbedingungen liegen vor?
  • Welche Arbeitsbedingungen bestehen für die Holzarbeiter*innen vor Ort?
  • Welcher zusätzliche Energieaufwand wird durch den Transport verursacht?

Diese Fragen haben wir an die Verwaltung gestellt und zufriedenstellende Antworten bekommen. Der Bankhersteller hat zusätzlich zugesichert, dass weitere konkrete Fragen gerne beantwortet werden. Der Hersteller konnte konkrete Aussagen über die Herkunft machen, also von welchem Ort das Holz kommt und wie lange er bereits mit der dortigen Forstwirtschaft zusammenarbeitet. Wie uns mitgeteilt wurde, hat das Unternehmen 2010 einen Schweizer Umweltpreis bekommen und wird auf der Homepage von Greenpeace als Beispiel eines verantwortungsbewussten Forstbetriebes genannt.

Wir waren deshalb vom gestalterischen und vom Nutzungskonzept überzeugt und haben auch die Auswahl des Holzes als sozial und ökologisch nachhaltig verantwortbar empfunden.

Fairer Handel mit den Ländern des Südens

Wir sind davon überzeugt, dass wir genau mit einer solchen wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit den Ländern des Südens einen Beitrag zu einer verantwortungsvollen Entwicklungspolitik leisten können. Für uns bedeutet “Fairer Handel“, dass die armen Länder nicht nur die Abnehmer*innen unserer Produkte sein dürfen, sondern auch selbst ihre natürlichen Ressourcen nachhaltig nutzen und vermarkten können. Nur dann werden sie in der Lage sein, den Wert ihrer Ressourcen zu erkennen und sie dauerhaft zu erhalten. Was bei uns gilt: ‚das Prinzip Schutz durch nachhaltige Nutzung‘ muss erst recht in den Ländern des Südens gelten. Nur dann können sichere Arbeitsplätze und menschenwürdige Arbeitsbedingungen bei ihnen erreicht werden. Karlsruhe unterstützt beispielsweise auch über die Artenschutzstiftung des Zoos Waldprojekte in anderen Ländern, u. a. im Südostasien und Südamerika. Denn Aufforstung und nachhaltige Forstwirtschaft ermöglichen ein Nebeneinander von Umwelt- und Artenschutz sowie wirtschaftlicher Entwicklung. Es darf nicht vergessen werden, dass auch wir nachhaltige Waldwirtschaft betreiben und Holz vermarkten. Wollen wir den Menschen in Afrika, Südamerika und Südostasien dieses Recht nicht zubilligen? Natürlich soll das wertvolle Tropenholz aus nachhaltiger Forstwirtschaft nur bei vergleichbaren Nutzungsanforderungen in Frage kommen. Für den privaten Gebrauch sind einheimische Holzarten perfekt und ausreichend. Denn es ist klar, dass auch bei nachhaltiger Forstwirtschaft in Afrika die Aspekte des Energieaufwands für den weiteren Transport nicht ausgeglichen werden können. Es ist andererseits aber nicht sicher, dass die Verwendung eines anderen Holzes signifikant geringere Emissionen verursachen würde, da in Deutschland sehr viel Holz beispielsweise aus dem Baltikum oder Russland verwendet wird, das auch einige tausend Kilometer Transportweg hinter sich hat. Und einen nationalistischen Protektionismus à la „Nur deutsches Holz für deutsche Bänke“, das kann wirklich niemand wollen.

Abschließend:

Wir Grünen setzen uns gegen die Zerstörung und für den Erhalt der letzten großen Regen- und Urwälder ein. Wir prangern die Rodung der Urwälder für Ölpalmplantagen und den Missbrauch des wertvollen Palmöls als billigen Sprit an. Wir kämpfen gegen die Rodung des Urwalds in Südamerika für den Anbau von Soja als billigem Futtermittel für die Massentierhaltung bei uns und fordern ein Stopp dieser Importe. Unser Ziel ist die Agrarwende zur ökologischen Landwirtschaft mit artgerechter Tierhaltung und deutlich geringerem Fleischkonsum. Hier gilt es anzusetzen, damit arme Länder durch die nachhaltige Nutzung und Vermarktung ihrer natürlichen wertvollen Ressourcen bessere Entwicklungschancen bekommen. Wir werden uns auch weiter für einen fairen und nachhaltigen Welthandel einsetzen.

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