Klimaanpassungsmaßnahmen für starke Hitzewellen im Bereich Gesundheit

Anfrage:

  1. Welche aktuellen Prognosen liegen der Stadt Karlsruhe über die gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels durch starke Hitzewellen in Karlsruhe vor?
  2. Welche Maßnahmen sieht die Stadtverwaltung aktuell vor, um gesundheitlichen und psychischen Problemen durch starke Hitzewellen und Hitzespitzen entgegen zu wirken? Welche Maßnahmen sind für besonders sensible Bereiche vorgesehen, wie dem Städtischen Klinikum oder den Altenpflegeeinrichtungen der Heimstiftung?
  3. Wie beurteilt die Stadtverwaltung die baden-württembergischen Anpassungsstrategien für den Klimawandel im Bereich Gesundheit, wie “HeatScouts“ und die Einrichtung kommunaler Kühlstuben?
  4. Welche der vorgeschlagenen Anpassungsstrategien des Bundes und der EU im Bereich Gesundheit könnten in die Anpassungsstrategie der Stadt Karlsruhe aufgenommen werden?
  5. Wie bewertet die Verwaltung den potenziellen Nutzen, die Anpassungsstrategie der Stadt zu evaluieren und zu aktualisieren?

Sachverhalt/Begründung

Hitzewellen sind extreme Wettererscheinungen, die negativ auf die Gesundheit wirken können. Nach Angaben des Umweltbundesamtes von 2016 wirken diese besonders in Innenstädten und Ballungsräumen gesundheitsgefährdend auf Säuglinge, Kleinkinder sowie ältere oder pflegebedürftige Menschen.

Nach Prognosen des städtischen Berichts zu „Anpassung an den Klimawandel in Karlsruhe“ aus dem Jahr 2008 wäre die Stadt Karlsruhe hinsichtlich der Wärmeveränderung die am stärksten betroffene Stadt Deutschlands. Die heißen Tage (> 30°C) und damit auch die Zahl der Tropennächte werden sich schätzungsweise bis 2050 auf 32 Tage im Jahr verdoppeln. Dies birgt für die Gesundheit große Gefahren. Dies zeigte sich im extremen Hitzesommer 2003, als die Sterblichkeit in Baden-Württemberg gegenüber dem langjährigen Mittelwert um mehr als 10 % anstieg. Das entsprach für die ersten beiden Augustwochen zusätzlich 1.100 Hitzetoten (Quelle: Bestandsaufnahme und Strategie für die Stadt Karlsruhe zur Klimaanpassung, 2013). Die Stadt Karlsruhe ist damit im Bereich der Klimaanpassung mit gesundheitlicher Relevanz besonders gefordert.

Karlsruhe ist dabei vorbildlich bei vielen Maßnahmen sowohl gegen den Klimawandel als auch zur Anpassung an die Klimafolgen. Zuletzt wurde das durch die Auszeichnung als „Klimaaktive Kommune“ für das Projekt „Anpassung an den Klimawandel“ gewürdigt.

 Über den aktuellen Standard hinaus sollten die Wirksamkeit bestehender Maßnahmen und Strategien sowie neue Anregungen im Bereich der Klimaanpassung stetig geprüft und weiterentwickelt werden.

Der Bericht „Strategie zur Anpassung an den Klimawandel in Baden-Württemberg“ aus dem Jahr 2015 beschreibt verschiedene Ansätze im Bereich der Gesundheit, die in Kommunen umgesetzt werden können. Für großstädtische Verdichtungsgebiete werden kommunale, interkulturell kompetente Anlaufstellen („HeatScouts“) vorgeschlagen, die Information, praktische Unterstützung und Hilfe für besonders schutzbedürftige Personengruppen geben. Während der Hitzeperioden sollen laut Strategiepapier auch kommunale, innerstädtische Kühlstuben bereitstehen. Dabei handelt es sich um klimatisierte Räume, in denen sich vor allem ältere Menschen abkühlen können. Diese können zum Beispiel in öffentlichen Einrichtungen sein oder separate Räume in Kaufhäusern ohne Konsumzwang.

Für Menschen in städtischen Einrichtungen, die aus eigener Kraft nicht für eine Abkühlung ihrer Aufenthaltsräume sorgen können, wie PatientInnen des Klinikums oder BewohnerInnen von Altenpflegeeinrichtungen, sind deren Träger zu besonderer Fürsorge verpflichtet.

Laut Strategiepapier des Bundes sollen öffentliche Bauherren insbesondere in Gemeinschaftseinrichtungen wie Krankenhäusern, Pflege- und Seniorenheimen für ausreichende Isolation und Kühlungsmöglichkeiten, möglichst durch solares Kühlen, sorgen. In der Karlsruher Bestandsaufnahme und Strategie für die Stadt Karlsruhe von 2013 wird das Thema „Kühlung im Sommer“ bei Neubauten von Schulen und Kindergärten der Stadt bereits in ähnlicher Form berücksichtigt.

Die Anfrage soll offen legen, in welcher Weise bestehende Konzepte der Stadt im Bereich der Klimaanpassung im Themenbereich Gesundheit weiterentwickelt werden könnten.

Unterzeichnet von:

Zoe Mayer, Michael Borner, Verena Anlauf, Renate Rastätter

Stellungnahme der Stadtverwaltung für die Gemeinderatssitzung am 14.03.2017

Aus der Gemeinderatssitzung am 14.03.2017:

Wir erfuhren, dass städtische Einrichtungen wie Heimstiftung und Klinikum sich auf diese Fragen bereits einstellen. Außerdem werde derzeit versucht, Förderungen für die Einführung von nachbarschaftlichen „Trinkpatenschaften“ zu erhalten. Alle fünf Jahre soll der städtische Bericht zur Anpassung an den Klimawandel fortgeschrieben werden, die nächste Vorlage im Gemeinderat ist im Jahr 2019 zu erwarten.

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