Entwicklung und Prävention von Burnout bei städtischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern


Anfrage:

  • Wie hat sich die Nachfrage an den Internen Beratungsdienst der Stadtverwaltung in den letzten Jahren entwickelt (seit 2005) und welchen Stellen-wert nehmen dabei Beratungen in Zusammenhang mit psychischen Erkrankungen und Burnout ein? Ist bei bestimmten Bereichen der Stadtverwaltung eine Zunahmen des Beratungsbedarfs für die dort tätigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu beobachten?
  • Wie schätzt die Verwaltung den Zusammenhang zwischen Aufgaben- und Verantwortungszunahme einerseits und Stellenverkürzung andererseits mit der Entwicklung von Burnout in den betroffenen Arbeitsbereichen ein?
  • Welche Maßnahmen im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagement werden von der Stadtverwaltung zur Erkennung, Behandlung und Prävention psychischer Erkrankungen/Burnout angeboten?
  • Welche weiteren präventiven Maßnahmen werden von der Stadtverwaltung eingesetzt um der Entwicklung von psychischen Erkrankungen und Burnout entgegen zu wirken (z.B. Akzeptanz von Führungskräften für „gesundes“ Arbeitsverhalten von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern) und welche Optimierungs-möglichkeiten sieht die Verwaltung im Bereich Prävention?
  • Wird nach Einschätzung der Verwaltung von Betroffenen rechtzeitig ein Erstkontakt für Beratung gesucht? Mit welchen Maßnahmen fördert die Verwaltung ein frühzeitiges Aufsuchen von Beratung und welche Optimierungsmöglichkeiten sieht die Verwaltung hier?
  • Wie wirkt sich der Fachkräftemangel im Bereich „Erziehung“ und die gestiegenen Ansprüche der Öffentlichkeit und Eltern auf die psychischen Belastungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Kindertagesbereich aus?
  • Welche Entwicklungen sind hinsichtlich Krankheitstagen, langfristigen Krankheitsausfällen und daraus resultierenden Zusatzbelastungen der Kolleginnen und Kollegen in den letzten Jahren zu verzeichnen und welche Maßnahmen werden von der Verwaltung zur Regulierung dieser Auswirkungen eingesetzt bzw. welche Maßnahmen sind geplant?
  • Liegen entsprechende Kenntnisse auch für die städtischen Gesellschaften vor (die vorhandenen Informationen bitte nach Gesellschaften aufgeschlüsselt darstellen) und gibt es bestimmte Bereiche, die hierbei besonders auf-fallen – positiv oder negativ?

Sachverhalt/Begründung

Verschiedenen Medienberichten zufolge ist die Zahl der Krankschreibungen wegen psychischer Erkrankungen in den letzten Jahren deutlich gestiegen.

Auf Anfragen an die Verwaltung wird dem Gemeinderat immer wieder einmal berichtet, dass es in einigen Abteilungen zu Ablaufverzögerungen aufgrund von lang dauernden Krankheitsausfällen kommt. Es ist zu vermuten, dass hierbei auch psychische Erkrankungen und Burnout ursächlich sind. Durch die Anfrage möchten wir darüber informiert werden, welche Entwicklungen hier zu verzeichnen sind und wie die Stadtverwaltung als Arbeitgeberin der Entwicklung von psychischen Erkrankungen und Burnout bei ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern entgegen tritt.

Wenn Menschen viel leisten, aber den an sie gestellten Anforderungen nicht im vollen Umfang gerecht werden können, steigt die Gefahr von schweren Erschöpfungszuständen oder psychischen Erkrankungen. Gerade sehr engagierte ArbeitnehmerInnen sind hiervon häufig besonders stark betroffen. Hier kommt der Prävention und Sensibilisierung eine wichtige Rolle zu. Daneben sollten Maßnahmen angeboten werden, die eine möglichst frühzeitige Korrektur sowohl der Arbeitsbedingungen in Richtung „gesunde Arbeit“ (Sicherheit, Anerkennung, Vertrauen, Fehlertoleranz, weniger Termindruck etc.) wie auch der individuellen Arbeitsüberlastung ermöglichen, bevor sich eine ausweglose Stressspirale entwickelt. Eine gesunde Unternehmenskultur und ein kooperativer Führungsstil sind hierfür notwendige Voraussetzungen.

Besonderen Belastungen sind Personengruppen in sozialen Berufen und in Berufen mit viel Kundenkontakt ausgesetzt, ebenso wie Personen in sogenannten „Sandwich-Positionen“ (mittlere Führungsebene, in der die – teils unvereinbaren – Interessen des Teams und der Vorgesetzten ausbalanciert werden müssen).

Neuere Entwicklungen wie ein Fachkräftemangel im sozialen Bereich oder der sich ankündigende demographische Wandel betreffen auch die Stadtverwaltung. Diese können zusätzlich zu einer Verschärfung der Arbeitsbedingungen beitragen, die an der Entwicklung psychischer Störungen/Burnout beteiligt sind.

Unterzeichnet von:

Dr. Ute Leidig        Dr. Dorothea Polle-Holl                    Michael Borner                    Tanja Kluth

Stellungnahme der Stadtverwaltung vom 24.07.2012

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