Am kommenden Donnerstag richtet die Agentur für Arbeit in Karlsruhe einen „Tag der Zeitarbeit“ aus mit dem Ziel, möglichst viele arbeitsuchende Menschen an eines der zahlreichen Zeitarbeitsunternehmen zu vermitteln. Dieses Ansinnen wird von der GRÜNEN Gemeinderatsfraktion scharf kritisiert.
Die Vermittlung in Leiharbeit hat gegenüber solcher in „Normalarbeitsverhältnisse“ gravierende Nachteile für die ArbeitnehmerInnen. Die häufig in Aussicht gestellte Übernahme in eine Festanstellung wird für die wenigsten in Leiharbeit Beschäftigten zur Wirklichkeit. Stattdessen beginnt eine mehr oder weniger lange Zeit unsicherer, befristeter Beschäftigung auf niedrigem Lohnniveau. „Leiharbeit ist schon längst nicht mehr nur ein Instrument, um Auftragsspitzen abzufedern“, kritisieren die arbeitsmarktpolitischen SprecherInnen der GRÜNEN Gemeinderatsfraktion Uta van Hoffs und Michael Borner. „Vielmehr wird sie genutzt, um systematisch die Kosten zu senken, die Stammbelegschaft unter Druck zu setzen und tarifliche Standards zu unterlaufen. Weniger Lohn, hohe Belastungen, hohes Arbeitsplatzrisiko und kaum Perspektiven auf eine Festanstellung – das ist die Realität in der heutigen Leiharbeit“, so van Hoffs und Borner weiter.
Diese Einschätzung wird von einer Studie des Instituts für Medienforschung und Urbanistik IMU vom vorigen Herbst bestätigt: Ein Vergleich zeigt, dass der Einkommensnachteil bei Tätigkeiten, für die eine Berufsausbildung, Berufserfahrung und spezielle Fachkenntnisse erforderlich sind, 25 % beträgt. Bei überwiegend einfachen Tätigkeiten, für deren Ausführung eher besondere Kenntnisse und Fertigkeiten für branchengebundene Aufgaben erforderlich sind, beträgt dieser Unterschied sogar 43 %! Auch die Behauptung, Leiharbeit stelle für Beschäftigte mit geringer Qualifikation eine „Brücke“ in den Arbeitsmarkt dar, kann als widerlegt gelten: Der sogenannte „Klebeeffekt“ ist nicht höher als ca. 7 %.
Beschäftigtengruppen, die Vermittlungshemmnisse aufweisen, wie etwa ältere oder ausländische ArbeitnehmerInnen, Langzeitarbeitslose und gering qualifizierte Beschäftigte haben in der Leiharbeit eher noch weniger Chancen auf eine Einstellung als auf dem Arbeitsmarkt sonst. Van Hoffs und Borner kritisieren, dass sich trotz positiver Arbeitsmarktdaten der hiesige Arbeitsmarkt immer weiter von einem „guten Arbeitsmarkt“ entfernt: Ein Großteil des Beschäftigungsaufbaus im Land entfällt auf Leiharbeit und andere unsichere Beschäftigungsverhältnisse. Die ständig wachsende Zahl an Verleihfirmen auf deren Qualität zu prüfen, ist für die Mitarbeitenden der Arbeitsagenturen eine unlösbare Aufgabe.
„Wir fordern die Arbeitsagenturen auf, die Bevorzugung von Leiharbeitsfirmen bei der Vermittlung zu beenden. Anstatt Arbeitssuchende zur Annahme von schlecht bezahlten und perspektivlosen Tätigkeiten zu verpflichten, sollen sie ihren Fokus wieder auf Unternehmen richten, die langfristig existenzsichernde Arbeitsplätze schaffen“, so die GRÜNEN abschließend.
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