Antrag
- Die Verwaltung unterstützt eine Verlängerung der Kooperation zwischen der Psychiatrie des Städtischen Klinikums Karlsruhe und dem „Hotel Anker“ über das Jahr 2020 hinaus.
- Die Verwaltung erhöht den psychiatrischen Versorgungsgrad der in Karlsruhe lebenden Obdachlosen um ein niedrigschwelliges Angebot aufsuchender ambulanter Hilfen (Home Treatment) in weiteren
Einrichtungen der ambulanten Wohnungslosenhilfe. - Die Verwaltung erstellt dazu ein Konzept und informiert über die notwendigen Ressourcen.
Sachverhalt/Begründung
Die Kooperation zwischen der Psychiatrie des Städtischen Klinikums Karlsruhe (SKK) und dem „Hotel Anker“ (AWO) hat sich als wichtige neue Versorgungsform herausgestellt. Bisher war es nicht gelungen, die überwiegende Zahl der an psychischen Störungen leidenden Bewohner*innen des „Hotel Anker“ dazu zu bewegen, eine psychiatrische Behandlung wahrzunehmen. Dies hat sich nun durch den regelmäßigen medizinischen Konsiliardienst eines Psychiaters und den Aufbau eines Vertrauensverhältnisses geändert. Zudem konnte erfolgreich eine psychiatrische Sprechstunde im Hotel Anker für dort nicht untergebrachte obdachlose Menschen etabliert werden.
Eine Verlängerung dieser Versorgungsform ist notwendig, weil sie zum Ende des Jahres 2020 ausläuft. Wir unterstützen die Verwaltung dahingehend, weiter zu insistieren, dass die Krankenkassen als eigentlich – unserer Meinung nach – Zuständige die Kosten übernehmen.
Gleichzeitig ist es sinnvoll, die Versorgung von Obdachlosen, die an psychischen Störungen leiden, auf die ca. 300 weiteren in Karlsruhe in verschiedenen ambulanten Einrichtungen untergebrachten Menschen auszudehnen. Im Gemeindepsychiatrischen Verbund wurde dies bereits angeregt. Der richtige Weg scheint uns die aufsuchende Versorgung, zumindest für Menschen, die bei den Trägern der Freien Wohlfahrtspflege wohnen.
Der Paritätische Gesamtverband in Berlin hat dazu bereits ein Papier „ Home Treatment – Gemeinsam handeln“ verfasst. Home Treatment bedeutet, dass die notwendigen Behandlungs- und Unterstützungsleistungen für psychisch kranke Menschen bei Bedarf und auf Wunsch in deren Lebensumfeld erbracht werden können. Die umfassende rechtliche und finanzielle sowie qualitative Absicherung dieser komplexen Leistungen und der damit verbundenen Koordinationsleistungen ist längst überfällig.
Unterzeichnet von:
Verena Anlauf, Michael Borner, Niko Riebel, Aljoscha Löffler
Unterlagen TOP 24, Gemeinderatssitzung 21. Juli 2020
Der Antrag wurde in der Sitzung des Sozialausschusses am 17. Juni 2021 behandelt. Die Verwaltung schlägt vor, dass die regelmäßigen Sprechstunden eines Facharztes der Psychatrie in der Wohnungslosenunterkunft „Anker“ fortgeführt werden sollen. Auch in anderen Einrichtungen soll die psychiatrische Betreuung von Wohnungslosen verbessert werden. Da eine einfache Übertragung des Sprechstundenkonzepts vom „Anker“ auf die weiteren dezentralen und kleineren Einheiten der Wohnungslosenhilfe ist nicht möglich, wird dafür ein eignes Konzept entwickelt. Der Bedarf ist erkannt, wird angepackt, ein zweijähriges Forschungsprojekt mit dem Ziel der Verbesserung der psychiatrischen Versorgung von Wohnungslosen soll gestartet werden. Wir freuen uns sehr, dass der Verwaltung, Sozialausschuss und Psychiatrie damit unsere Initiative unterstützen.
Unterlagen zur öffentlichen Beratung im Sozialausschuss TOP 4 am 17.06.2021
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