Alemannische Gedichte
Die erste gedruckte Fassung der Allemannischen Gedichte. Für Freunde ländlicher Natur und Sitten erscheint 1803 als Büchlein in »Philipp Macklots Hofbuchhandlung zu Carlsruhe«. Johann Peter Hebel bemüht sich zuerst um eine Publikation im Verlag von Samuel Flick in Basel, jedoch ist dem geschäftstüchtigen Verleger das Wagnis zu groß, einen unbekannten Dichter zu veröffentlichen, der noch dazu in alemannischer Mundart schreibt. Noch vor dem Druck des Buches bei Philipp Macklot in Karlsruhe werben die Oberländer Freunde Subskribenten, die eine Abnahme von 1200 Exemplaren lohnenswert erscheinen lassen. Das Titelblatt der Erstausgabe trägt noch keinen Namen des Verfassers, lediglich die Initialen J.P.H. finden sich auf dem Widmungsblatt.

Sehr schnell reagiert die literarische Öffentlichkeit auf das Erscheinen der Alemannischen Gedichte, so daß nicht zuletzt dadurch der ersten Auflage des Buches bald eine zweite folgt (1804). Die erste ausführliche Besprechung liefert der Universitätsprofessor Johann Georg Jacobi aus Freiburg, und Hebel berichtet in einem Brief an den Freund Hitzig: »Prof. Jacobi in Freyburg hat im Allgem. Intelligenzblatt für das Land Breisgau Nro. 16 unter der Rubrick ›Vaterländische Poesie‹ ein gar schönes Testimonium ausgestellt. Du kannst dir vorstellen, wie sehr mich der öffentliche Beifall dieses Mannes freut«. Mehr noch als die anerkennende Rezension Goethes in der Jenaer Allgemeinen Zeitung vom 13. Februar 1805 beglücken Hebel die wohlwollenden Bemerkungen Jean Pauls in der Zeitung für die Elegante Welt: »... er ist ein guter Freund von unsern alemannischen Gedichten, und ich habe noch kein schöneres Lob davon gelesen als das seinige« - notiert er an Gustave Fecht.

Die Alemannischen Gedichte sind in ihrer Unmittelbarkeit der Entstehung ein originärer Ausdruck der Volkspoesie. Johann Peter Hebel wertet es selbst als einen "glücklichen Einfall, eine edlere Dichtung in dieser ungewöhnlichen Manier zu versuchen«.
Für die volksliedhafte Popularität, die die Gedichte erreichen, spricht dabei auch die besondere Eignung der alemannischen Mundart für den mündlichen Vortrag, ihre melodische Eigenschaft und Verwandtschaft zur antiken Metrik. Hebel kommt das Verdienst zu, die mundartliche Dichtung gegenüber der hochsprachlichen Literatur aufgewertet zu haben, die »sonst so verachtete und lächerlich gemachte Sprache klassisch zu machen und ihr eine solche Zelebrität zu ersingen«.

Im Jahr 1820 erscheint im Verlag Sauerländer im schweizerischen Aarau die fünfte Auflage der Alemannischen Gedichte, der zwölf weitere, bisher in Zeitschriften veröffentlichte Gedichte beigegeben sind. Hebels Vorhaben, den Alemannischen Gedichten einen zweiten Band folgen zu lassen, wird indes aufgegeben. Nach seiner lyrischen Schaffensperiode, die von 1800 bis in den Sommer 1801 währt, entstehen nur noch gelegentlich einige Gedichte.
Ab der dritten Ausgabe des Buches (1806) finden sich die von Hebel gewünschten Bildbeigaben. Allerdings können die von Benjamin Zix (1772-1811) geschaffenen antik-stilisierenden Zeichnungen nicht der in der mundartlichen Sprache erreichten lebensechten Zeichnung der Figuren entsprechen. Als wichtigste Illustratorin der Alemannischen Gedichte findet Sophie Reinhard, die wie Hebel aus dem Markgräflerland stammt, des Dichters Anerkennung. Bis heute ist Hebels lyrisches Werk häufig illustriert worden, so von Julius Nisle, Ludwig Richter und Adolf Glattacker.