Kultur in der Residenzstadt Karlsruhe
Markgraf Karl Friedrich von Baden
Markgraf Karl Friedrich von Baden (1728-1811).
Er regiert 65 Jahre, von 1746 bis 1811.
Karoline Luise von Hessen-Darmstadt
Karoline Luise von Hessen-Darmstadt an der Staffelei im Jahr 1745. Seit 1751 Markgräfin von Baden.
Als Markgraf Karl Wilhelm 1715 seine Residenz in das neu gegründete Karlsruhe verlegt, zeigt sich im Zeichen der Frühaufklärung bereits eine ungewöhnliche Toleranz im Bereich der Religion. In seinem Gründungsaufruf lädt er Siedler aus allen Landen unter der Garantie der Bekenntnisfreiheit ein, sich in der neuen Residenz niederzulassen. Mit der Regentschaft des Markgrafen Karl Friedrich ab 1746 residiert ein aufgeklärter Absolutist in Karlsruhe. Gemeinsam mit seiner Frau Karoline Luise begründet er den Ruf der Karlsruher Residenz als »Musenhof«. Das Markgrafenpaar bemüht sich um die Förderung von Kunst und Wissenschaft. Ähnlich wie Herzog Karl August von Sachsen-Weimar-Eisenach, der Goethe an seinen Hof binden konnte, versucht Karl Friedrich, Klopstock nach Karlsruhe zu holen. Obwohl dies mißlingt, sind bedeutende Vertreter des deutschen und französischen Geisteslebens zu Gast am Karlsruher Hof: Goethe, Herder, Lavater, Klopstock, Gluck und Voltaire besuchen zum Teil mehrmals die Stadt. Die Residenz entwickelt sich zu einem Zentrum von Wissenschaft und Kunst: Der Baumeister Friedrich Weinbrenner (1766- 1826), der die Physiognomie der Stadt mit seinem an Palladio ebenso wie an der französischen Revolutionsarchitektur geschulten Klassizismus prägt, Johann Gottfried Tulla (1770- 1828), der Begründer einer Ingenieurschule (1807) und Leiter der Begradigungsarbeiten des Rheins, Johann Peter Hebel, Johann Heinrich Jung-Stilling und andere leben und arbeiten in Karlsruhe. 1808 wird das Hoftheater fertiggestellt. Karoline Luise legt bereits Mitte des 18. Jahrhunderts mit einer Sammlung niederländischer und französicher Malerei den Grundstock für die Badische, heute Staatliche Kunsthalle, die 1836 gegründet und 1846 in dem von Heinrich Hübsch erbauten Großherzoglichen Galeriegebäude untergebracht wird.

Karlsruher Bürger gründen 1784 die »Lesegesellschaft«, in der Standesgrenzen offiziell aufgehoben sind. Der 1792 ins Leben gerufenen »Gesellschaft zum Haarener Ring« gehören erstmals Frauen an. Als Ausdruck des bürgerlichen Selbstbewußtseins kann auch die Einrichtung einer zweiten Lesegesellschaft 1816 und die Gründung des Badischen Kunstvereins 1818 verstanden werden.

Johann Wolfgang von Goethe schreibt in Dichtung und Wahrheit rückblickend über den Karlsruher Hof: »Der regierende Herr Markgraf, als einer der fürstlichen Senioren, besonders aber wegen seiner vortrefflichen Regierungszwecke unter den deutschen Regenten hoch verehrt, unterhielt sich gern von staatswirtlichen Angelegenheiten. Die Frau Markgräfin, in Künsten und mancherlei guten Kenntnissen tätig und bewandert, wollte auch mit anmutigen Reden eine gewisse Teilnahme beweisen; wogegen wir uns zwar dankbar verhielten, konnten aber doch zu Hause ihre schlechte Papierfabrikation und Begünstigung des Nachdruckers Macklot nicht ungeneckt lassen.«
Gesellschaft Zum Haarener Ring
Die Gesellschaft zum Haarener Ring. Die Männer und Frauen tragen bei ihren wöchentlichen Sitzungen einen Ring aus Haaren der Mitglieder. Bei den Treffen wird über neue Bücher, wissenschaftliche Erkenntnisse und politische Ereignisse diskutiert.